Wenn das Wetterfenster klemmt: Abwarten und Prossecco trinken!


Zum Thema Geduld gibt es gefühlt eine Millionen Sinnsprüche, lauter kluge Hinweise im Worldwideweb und allerlei Online-Seminare von ach so sehr geduldigen Coaches. In einer eher ungeduldigen Grundstimmung ist man allerdings wenig offen für Ratschläge aus dem Off.
Wenn man sich langsam aber sicher und sehr tapfer erst mal selbst davon überzeugt hat, dass die Biskaya auch einfach nur ein Teil vom Meer ist, welches in aller Ruhe überquert werden möchte, ist es nicht so ganz einfach, diese Überzeugung über einen längeren Zeitraum zu erhalten, ohne losfahren zu können. (An dieser Stelle darf gerne darüber spekuliert werden, welchen Teil der Holly-Besatzung dieses Thema wohl besonders betrifft …)
Das ist eigentlich noch schlimmer, als das kindliche Warten auf Weihnachten. Da wusste man zumindest mit Sicherheit, dass es am 24. Geschenke gibt.

In Camaret sur mer warteten wir also auf den richtigen Wind. Für SeglerInnen gibt es übrigens vorrangig drei Sorten Wind:
1. zu viel
2. zu wenig
3. aus der falschen Richtung
Deshalb kann das Warten schon mal ein wenig länger dauern. Wir bleiben neun Tage in Camaret sur Mer und die gute Nachricht ist, dass es deutlich schlechtere Plätze auf der Welt gibt, um sich mit seiner inneren Unruhe und der hohen Kunst der Geduld zu beschäftigen.
Camaret hat eine tolle Boulongerie mit den besten Baguettes und leckeren kleinen Bretonischen Kuchen, allerlei kleine Restaurants auf der Hafenpromenade, und eine gleichzeitig zauberhaft und schroffe Landschaft mit großartigen Ausblicken über die wilde Küste und den Atlantik. Außerdem gab es endlich mal wieder einen Rummel mit Autoscooter (und wer ganz genau schut, kann Holly im Hintergrund sehen).

Das Spannende am Hafen von Camaret ist, dass es keine Dalben gibt, an denen die Stege befestigt sind. Stattdessen hängen die Stege an Ankern. Das führt dazu, dass sich das komplette Ensemble von Stegen und Schiffen heiter im Wind hin und her bewegt, ein bisschen so, wie wenn vor Anker liegende Schiffe schwoien (und es gab viel Wind in Camaret :-)).
Es hat uns außerdem sehr gefreut, wieder die Bekanntschaft von anderen LangfahrerInnen zu machen. Deshalb an dieser Stelle viele Grüße an die Anakiwa mit Dank für die geselligen Abende und an die Kölsch-Brasilianische Crew der Eos für ihre herzliche Gastfreundschaft (PS: besonders erwähnen möchten wir die überragenden Kochkünste von Maria :-) )
Anbei noch einige Impressionen:

Morbid, schöne Nachbarschaft: fleißige Kutter am Ende ihrer Existenz


Architektonisches Vielerlei:




Austernsammler bei totaler Ebbe:

Dom op jück:


Bretonische Eindrücke:



