Holly Golightly

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Wir sind Mareike und Franz. 2022 haben wir uns mit unser Yacht Holly Goligthly auf den Weg gemacht, um die Welt zu entdecken.

#25
Biskaya

Mal rüber jemacht …

  • Reisegeschichten
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Mond und Jupiter
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Wir hatten einen kleinen Vogel!

Die Biskaya ist für schlechtes Wetter, starke Stürme und extremen Seegang bekannt – so nett beschreibt es das allwissende Wikipedia. Weiter heißt es dort: Die Hauptrichtung der Wind- und Meeresströmung wird vom Eintreffen des Golfstroms an der europäischen Festlandsküste bewirkt und führt vom Pointe Penmarc’h an der bretonischen Südküste aus in einer im Uhrzeigersinn drehenden Strömung bis zum Cabo Ortegal. Die dabei auftretenden Verwirbelungen zwischen dieser Strömung und der Küste gelten in der Seefahrt durchaus als gefährlich, zumindest für kleine und mittlere Wasserfahrzeuge. So weit so (un)gut!

Trotz dieser wenig Mut machenden Einschätzung wollen wir im zweiten Anlauf nun endlich darüber – und mit uns noch einige andere Segler auf oben erwähnten kleinen Wasserfahrzeugen.

Ab dem 10.09. war es dann endlich so weit: mindestens drei Tage lang harmloses Wetter mit wenigen bis gemäßigten Winden aus Nordost. Trotz guter Wettervorhersage hat dann doch jeder Segler etwas Schiss in der Salopette, wenn er ablegt. Die ersten Meter tuckerten wir noch Bordwand an Bordwand mit der "Zouterik" aus dem Hafen von Carmel sur Mer. Die sympathischen fliegenden Holländer kommen gerade von eine vier-jährigen Segelreise zurück und sind aktuell auf dem Weg nach Hause. Tags davor hatten sie uns noch ordentlich Mut gemacht. Danke dafür! Dann trennten sich unsere Kurse und Holly drehte ihren Bug Richtung Süden. Die ersten Stunden gehörten mangels Wind ganz unserem Volvo Penta-Borddiesel. Geduldig schob er uns mit 2000 lässigen Umdrehungen seiner Kurbelwelle hinaus in die Biskaya. Am späten Nachmittag kam dann endlich der ersehnte Wind auf, wir konnten die Segel hissen und in die Nacht hinein segeln. Der lange Hupton zweier weit vorausfahrender großer Frachter ließ uns nichts Gutes ahnen ... zwei Stunden später verschlang uns dichter Nebel. Sterne gucken und Vollmondnacht adieu! Statt dessen anstrengendes Starren ins Dunkel und: nichts! Dank Radar und AIS* fühlten wir uns trotzdem recht sicher in dieser Wasserwelt, welche zu dem Zeitpunkt unter uns aus 100% und über der Wasserlinie aus 95% Wasser bestand. Apropos "unter uns": Als Ost- oder Nordseesegler ist man Wassertiefen so um die 10, 20 oder auch mal 100 Meter gewohnt. Die Biskaya eröffnet hier ganz ungeahnte Tiefen. Hat man den Kontinentalschelf erst mal hinter sich gelassen, befinden sich recht schnell mehr als 4000 m Wasser unter dem Boot. Also ein klein wenig mehr als die immer gewünschte "handbreit Wasser unter dem Kiel".

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Und schon wieder wird es dunkel …

Dünung 3 bis 4m, Frequenz 12 bis 16 Sekunden. Was so trocken klingt, beschreibt eine extrem beeindruckende Wasserlandschaft: Riesig scheinende Wasserberge, aus Westen anlaufend, die das kleine Wasserfahrzeug entschlossen emporheben und zärtlich im nächsten Wellental wieder absetzen. Im Prinzip eine recht harmonische Angelegenheit – wäre da nicht die sogenannte Windsee! Also die Welle, die der Wind ganz unmittelbar erzeugt. Diese kommt nämlich aus Nordost und läuft der großen Dünung entgegen.

Das ganze erinnerte dann rein optisch an eine Landschaft wie dem sanft geschwungenem Allgäu, nur eben aus Wasser modelliert – und mit der beschriebenen Windsee auf den Almen anstelle der katholischen Kühe. Während wir also in elegantem Schlingerkurs mit Hilfe der versprochenen 12 bis 14 kn Wind, uns von Wasser-Alm zu Wasser-Alm schwangen, entfernten wir uns immer mehr von der französischen Küste. Gleichzeitig wurde es immer einsamer um uns. Die kleine Gruppe Segler, die man anfangs noch auf dem AIS* erkennen konnte, verteilte sich immer mehr auf dieser schier endlos großen Fläche. Irgendwann waren wir gefühlt ganz alleine! Hinter uns ein Tag und eine Nacht vor uns zwei Tage und zwei Nächte. Obwohl nicht das erste Mal nachts auf See, fühlte es sich schon sehr speziell an. Immerhin leisteten uns zahllose Delphine, ein richtig großer Wal, ein dicker Vollmond und der Jupiter, der direkt neben dem Mond sein Plätzchen gefunden hatte, Gesellschaft. Auch der ein oder andere große oder kleine Vogel schien unser Ziel zu teilen. Wobei man sich doch fragt, was ein spatzengroßer Vogel wohl mitten auf der Biskaya verloren hat? Vielleicht wusste das Vögelchen es selbst nicht – zumindest war es anscheinend froh, unser Boot als Raststätte benutzen zu können! So hatten wir zumindest eine Weile einen Vogel!

Sehr schade war, dass Mareike mitten auf der Biskaya das erste Mal richtig seekrank wurde. Dies war eine echte Herausforderung für uns. Dank Mareikes Zähigkeit und ihrem Glauben an die Kraft der Selbstheilung war dieses Elend jedoch nach "nur" ca. 20 Stunden überwunden.

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Spanien – Ziel erreicht!

Alles in allem haben wir etwas schneller „rüber gemacht“ als gedacht. Früh morgens, am Dienstag, dem 13.09. näherten wir und dann mit viel Wind und einem tollen Speed der Küste von Spanien – wäre da nur nicht dieses verdächtige Blitzen am Horizont gewesen. Und ja, wie hätte es auch anders sein können, als kleine Zugabe gab es dann noch ein Gewitter. Es schüttet aus Kübeln und sogar das iPad in der garantiert wasserdichten Otterbox bekam zu guter Letzt leichte Verhaltensstörungen. Ca drei Stunden später hatten wir es dann endgültig geschafft und vertäuten Holly im Hafen von A Coruna. Chapeau, das Wasser-Allgäu war bezwungen!

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*Das AIS = Automatic Identification System ermöglicht es, die Position, den Namen, die Größe, die Geschwindigkeit und den Kurs anderer Schiffe, frühzeitig auf der eigenen digitalen Seekarte zu erkennen – auch wenn diese (noch) nicht zu sehen sind. Praktischerweise zeigt es auch an, wann man das andere Schiff mit welchem Abstand passiert. Ist dieser Abstand mit „Null“ angegeben, hat man in naher Zukunft ein Problem und sollte über eine Kursänderung nachdenken!

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A Coruna – Schönheit am Meer
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