Holly Golightly

#117
Blue Lagoon/Yasawas/Fiji

Blue Lagoon – Hollywood läßt grüßen

  • Reisegeschichten

Die Blue Lagoon ist tatsächlich die Lagune, in welcher der gleichnamige Film mit Brook Shields 1980 gedreht wurde und gehört zur Insel Nanuja Island in den Yasawas. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Blue Lagoon: Guter Schutz vor Wind und Schwell von allen Seiten – genau das ist der Grund für unseren Wechsel vom Paradies in die Lagune. Weht der Wind hier in der Regel von Osten so ist für dir nächsten Tage eine „Dreher“ über Nord nach West angesagt. Wir bergen also den Anker und machen uns auf den Weg. Anfangs mit wenig, später mit mehr und dann mit zu viel Wind. Die Navigation in den Yasawas ist nix für Feiglinge. Wir sind aber mutig und umschiffen die zahlreichen Riffe wieder erfolgreich mit Hilfe der digitalen Seekarte in Kombi mit Satelittenbildern.

Bester Schutz bei jedem Wetter: Blue Lagoon
Bester Laune bei schönem Wetter: Mareike

Angekommen in der blauen Bucht der kleinen Insel Nanuja Island suchen wir einen Ankerplatz, was nicht so simpel ist, da dort schon einige Schiffe liegen. Noch im Angebot: Zu tief, zu flach oder zu nah am Gegner. Holly Golightly dreht also Kreise auf der Suche nach einem neuen sicheren zu Hause. Könnten wir uns was wünschen, ständen 100 Meter Ankerkette ganz oben auf dem maritimen Wunschzettel. Da grad nicht Weihnachten ist, müssen wir mit unseren 50 Metern Kette plus 30 Metern Ankertau auskommen, was auch bedeutet, dass wir bei ruhigen Bedingungen und gutem Ankergrund maximal auf 15 Metern Tiefe den Bügelanker ins blaue Nass werfen können. Genau das machen wir nun auch am Ende unserer Kreisbewegungen und hoffen auf guten Halt für die kommenden wechselhaften Tage mit Wind aus allen Ecken. Holly zieht und zerrt zur Sicherheit noch mal kräftig an den frisch ausgebrachten 50 Metern Kette und 15 Metern Tau am Grundeisen – aber nix rührt sich und so sind wir ganz zuversichtlich. Was wir noch nicht ahnen: den Anker wieder raus zu bekommen wird gar nicht lustig werden!

Kreuzfahrer mit Strand als Heimathafen: die "Blue Lagoon"

Nachdem eine damals erst 14-jährige Brooke Shields sich hier 1980 ein wenig lasziv gesonnt und im Sand gewälzt hatte, war die Blue Lagoon der Hotspot für Urlauber in Fiji. Es entstand eine Kreuzfahrtflotte mit mehreren Schiffen und ein stylisches Ressort in der Bucht. Fast 45 Jahre später ist die Kreuzfahrtflotte auf ein Schiff geschrumpft und das Ressort auch nicht mehr im Neuzustand. Das kleine Kreuzfahrtschiff, natürlich auf „Blue Lagoon“ getauft, dürfte übrigens das einzige sein, dass als „Heimathafen“ einen Strand hat – nur wenige hundert Meter von unserem Ankerplatz entfernt. Liegt der Kreuzfahrer dort mit dem Heck zum Beach vor Anker, erwacht auf dem weißen Strand eine dazugehörige Infrastruktur zum Leben und für alle anderen wird der Abschnitt gesperrt. Große Hinweisschilder weisen darauf hin, dass man dann dort nicht erwünscht ist. Netterweise sucht der dicke Dampfer schnell wieder das Weite und so können auch wir einen ausgiebigen Spaziergang entlang des Traumstrandes machen.

Drei(!) Freunde am Traumstrand
Drei Freunde beim Spaziergang
Der Schulbus der Blue Lagoon – wo sonst auf der Welt gibt es schon einen Turtle School Bus?

Ein anderer Spaziergang führt uns in das tropische Innere der Insel Nanuja Island. Etwas höher gelegen gibt es kleine Gärten, die von Einheimischen bewirtschaftet werden. Im Hintergrund leuchten die türkiesenden Riffe und der dunkelblaue Pazifik um die Wette – ob die fleißigen Kleingärtner wohl wissen, dass sie eine der tollsten Aussichten des Planeten genießen können?

"Schrebergarten" a la Nanuja Island

Nach ca. einer Stunde kommen wir an einer Weggabelung an ein Schild das Großes verspricht: Handmade Icecream!! In welche Richtung man für dieses paradiesische Versprechen gehen soll, visualisiert das Schild allerdings nicht so recht. Den Holly-Skipper zieht es magisch nach backbord und so folgt die ganze Truppe dem Schmittschen Instinkt nach Süßem. Wenige Meter später wandern wir durch ein kleines Dorf, werden freudig von den Bewohnern begrüßt und finden die Quelle der Verheißung. Etwas unscheinbar, weit vom Erscheinungsbild einer Eisdiele-Adria entfernt befindet sich die Eisdiele direkt in einem kleinen Wohnhaus. Der lokale Eisdealer ….. freut sich über frische Kundschaft und bietet uns Banane oder Maracuja am Stiel an. So sitzen wir wenige Minuten später selig schleckend in seinem Wohnzimmer und genießen die Erfrischung. Außer uns verweilen hier gerade noch zwei junge Backpacker, die es auch hierhin verschlagen hat und die sich über das gute Internet vor Ort freuen. Nachdem wir die kühle Speise aufgeschleckt haben, werden die hölzernen Eisstiele wieder eingesammelt – nichts wird hier weggeworfen – wenn das mal nicht nachhaltig ist!

Eisdiele mit Stil
Eis mit Stiel

Nur ca. hundert sandige Schritte entfernt wartet das nächste kulinarische Highlight auf uns: Lo’s Tea House. Kunstvoll in eine pittoreske Hügellandschaft hineinkomponiert bietet das bunte kleine Anwesen allerlei Köstlichkeiten an: „Tea, coffee, hot chocolate, fresh doughnuts, egg and chips, massage and necklaces“.

Bula to Lo‘s Tea House in bester Lage
Das Geschäft brummt
Lo im Glück!
Hoch die Becher!

Die Reisegruppe entscheidet sich für fünf Dounuts und hausgemachte Limo. Die geschäftstüchtige Lo empfiehlt direkt jeweils zwei Dounut zu bestellen, da man, wenn man den ersten verspeist hat, eh noch einen weiteren möchte!! Während Lo die Dounuts frisch zubereitet, nehmen wir auf einer etwas wackeligen, originell zusammengenagelten Sitzgruppe platz, die unter dem Namen „Instabil“ prima in das Sortiment von IKEA passen würde – so zumindest Franz’ Idee. Die frischen Dounuts schmecken hervorragend und nach diesem zweiten Zuckerschock in Folge nehmen wir gut gedopt den Rückweg in Angriff

Beste Aus- und …
… Einsichten
Lo‘s Fernblick ist grandios
Geheimer Prototyp für IKEA: Gartenmöbel INSTABIL

Direkt gegenüber unseres Ankerplatzes bietet Sami, der dort am Strand sein kleines Reich hat, Dinner aus dem Erdofen an. Finden sich mindestens sechs Personen, die vorbestellen, dann heizen er und seine Frau den Erdofen an und bereiten ein großes Büffet, das mit der obligatorischen Kava-Zeromonie eingeleitet wird. Da mittlerweile auch die Crew der Oda eingetroffen ist, können wir neun hungrige Yachties bieten und bestellen einmal „Erdofen für alle“.

Vor dem Speisen: Kava-Zeromonie (Sevusevu) …
… für die Reisegruppe Sail

So sitzen am Abend neun Yachties aus fünf Nationen im Kreis und trinken Kava. Die meist stilvolle hölzerne Kava-Schale ist heute aus Plaste und tut sonst wohl als Spülschüssel Dienst. Macht aber nix – der Kava schmeckt seltsam erdig wie immer. Anschließend werden zartes Fleisch, leckerer Fisch und lokales Gemüse aus dem Erdofen geborgen und auf dem großen Büfett ausgebreitet. Wir füllen unsere Teller und genießen zusammen den Abend unter Palmen und dem südlichen Sternenhimmel.

Sami öffnet den Erdofen …
… und alle sind gespannt
Das große Speisen hat begonnen

Auf die „Blue Lagoon“ hatte sich Mareike schon Tage vor unserer Ankunft gefreut! Nicht allein wegen der hübschen Wasserfarbe und weil die Bucht so gut geschützt ist, sondern weil es tatsächlich einen kleinen Lebensmittelladen geben soll. Auf Holly Golightly besteht unterdessen Obst-Mangel und angeblich soll man im ansässigen Lädchen welches bekommen können. Fingers crossed!

So geht es an Tag zwei nach unserer Wanderung zur Ostseite zum Ziel der Träume. Der Laden ist - wie erwartet - klein und bietet die nötigsten Grundnahrungsmittel feil. Es gibt Kartoffeln und ein paar Zwiebeln … von Obst jedoch keine Spur. Auf Nachfrage erklären uns die freundlichen Verkäuferinnen, dass wir am nächsten Tag sicher mehr Erfolg hätten. So geht es mit ein paar Crackern und zwei Litern H-Milch zurück zum Strand, zu Fred und zu Holly.

Neuer Tag, neues Glück! Der Morgen verheisst noch keine Veränderung im Lädchen - wir werden auf den Nachmittag vertröstet. Als Mareike tapfer und siegessicher nachmittags nachfragt, wird sie gefragt, ob sie denn eine Bestellung abgegeben hätte … What??? Also das mit der Bestellung funktioniere so: Man bestellt, was man gerne hätte und bekommt, was dann lieferbar ist. So, so. Also schreibt Mareike profi-mäßig all ihre (Obst-) Wünsche auf die Rückseite eines Bons: Bananen, Papaya, Zitronen, Ananas und Eier. Am nächsten Morgen um 11 Uhr soll es soweit sein!

Nächster Tag, Mareike ist zuversichtlich. Nach einem Strandspaziergang begibt sich die Deutsch-Nierderländische Peer-Group zum Geschäft. Irgendetwas wird schon zu organisieren gewesen zu sein, oder? Zumindest tragen andere Menschen tatsächlich Eier aus dem Lädchen, wenn das nicht optimistisch stimmt.

Als Mareike erwartungsfroh mit Eierkarton bewaffnet den Laden betritt, schaut die Verkäuferin sie traurig an und verkündet, dass die Eier bereits ausverkauft seien … :-(((( Wegen unserer Obst-Bestellung flitzt eine der Damen noch schnell ins benachbarte Resort, dort soll etwas angekommen sein! Juchu

(Nicht ganz) Supergeil - der kleine Laden neben dem Resort

Die Zeit vergeht, wir stehen uns die Beine in den Bauch und bewundern die Auslagen. Verena, Jaqueline und Tim sitzen draußen und essen Eis … irgendwas läuft hier schief. Schließlich kaufen wir uns auch etwas eisgekühltes und verlegen das Warten nach draußen. Die Crews der Moana und Loveworkx sind bereits zu den Booten verschwunden, Team Holly wartet. 

Überbrückt wird unsere Wartezeit durch ein kurzes Gespräch mit einem Mitarbeiter des Resorts. Es ist unbeschreiblich, wie warm- und offenherzig man überall in Fidschi willkommen geheißen wird – so auch hier und von ihm. Nachdem das Eis schon länger verspeist ist, kommt die freundliche Mitarbeiterin des Lädchens von ihrer Mission ins Resort zurück. Irgendwie seien die Jungs da gerade anders beschäftigt und könnten die Sachen nicht zusammen packen. Ob wir gegen 16 Uhr wiederkommen könnten? … Ähhhhh … Na klar, können wir :-)

Also wieder zum Strand, Fred (mitsamt seines unglaublichen 3,3 PS-Maschinchens doch erstaunlich schwer) wieder ins Wasser tragen und zurück zu Holly fahren. Kurze Pause, etwas essen, aufräumen. Liv und Lars - unsere norwegischen Freunde von der Oda - wollen um 17 Uhr zum Sundowner kommen. Also wieder nix wie los. Rein in Fred, hin zum Strand, Dinghy an Land schleppen. Franz hat aus irgendeinem Grund keine Lust mehr auf Einkaufen und bleibt am Strand zurück, Mareike läuft zum Ziel der Begierde.

Davor angekommen muss sie sich in eine lange Schlange einreihen. Der Laden ist proppevoll, nix geht mehr. Drinnen werden bergeweise Reis in Großgebinden, Kekse, Chips, Kartons voller Deo (der Einfachheit halber gibt es nur eine Sorte - Einheitsduft für alle) und allerlei anderes auf den Kassentresen getürmt. Es geht nicht voran, nicht nur gefühlt. Mareike kommt mit einer anderen Wartenden ins Gespräch, die ihr erklärt, dass heute neue Ware angekommen sei. Aus diesem Grund seien sie alle von den umliegenden Inseln gekommen, um für ihre (noch kleineren) Geschäfte dort einzukaufen. Dass „unser“ kleines Lädchen hier quasi als Großhandel fungiert lag für uns ehrlich gesagt außerhalb unserer Vorstellungsmöglichkeiten. Trotz weiter vorherrschendem Kundinnen-Stillstand traut sich Mareike kurz die Tür zu öffnen und ganz zart nachzufragen, ob die - äh - Obst-Bestellung … vielleicht angekommen sei. Die Multi-Tasking-Mitarbeiterin erwidert, dass sie eben schnell die Kollegen im Resort anruft … Doch da gibt es etwas, was Mareike irgendwie nicht mehr glauben lässt, zumindest nicht an Obst in diesem Laden. 

Also ab zum Strand, Fred ins Wasser, zu Holly, Sundowner. Dosen-Obst ist auch toll!

Wie angekündigt kommt der Winddreher und alle Yachten vor Anker drehen sich innerhalb eines Tages um 180°. Dazu kommt starker Wind, Regen und Wellen. Alle Anker halten und auch sonst gibt’s keine Probleme. Die Blue Lagoon hält was sie verspricht – guten Schutz bei Wind und Welle aus allen Richtungen.

Eher grau statt blau …
… das Lagunenwetter zum Schluss

Nachdem sich das Wetter beruhigt hat, heißt es wieder: Anker auf! Aber wie das manchmal so ist – et kütt anders! Wir haben ja 50 m Kette plus ca. 15 m Ankerleine „gesteckt“ und die gilt es nun wieder ans Tageslicht zu befördern. Das Problem bei der Kombi von Kette und Tau ist der Übergang zwischen den beiden. Die elektrische Ankerwinsch ist ganz auf Kette ausgelegt mit der sie prima harmoniert. Netter Weise zieht sie auch das Tau aus dem Wasser – allerdings nur wenn dieses auf Spannung gehalten wird. Ohne Spannung rauscht das dicke Tau wieder mit einem Affentempo ins Wasser, was wirklich gefährlich ist. Es gilt also alles immer schön auf Spannung zu halten! Das gelingt wie immer ganz gut, das Ankertau ist komplett eingeholt und der Anfang der Kette liegt schon auf der Ankerwinsch, so dass nix mehr passieren kann – so denkt der Skipper. Doch dummer Weise hat sich die Schnur der Fernbedienung ums Ankertau gewickelt. Kein Ding, nur eben die Fernbedienung unter den Ankertau hindurch stecken – so der Plan. Dabei berührt aber der total empfindliche Druckknopf der Bedieneinheit das Ankertau und die Winsch dreht ungewollt los! Innerhalb einer Sekunde ist das Stück Kette, was schon auf der Winsch liegt abgewickelt, das lose Ankertau rauscht mit einem Affenzahn hinterher, reißt die Fernbedienung mit und sämtliche Kabeln aus dem Bedienteil und aus der Steckdose im Ankerkasten! Gott sei Dank kann der Skipper seine Hand so schnell wegziehen, dass alle Finger da bleiben wo sie hingehören. Immerhin ziehen an dem Tau 50 m Kette plus Anker auf der einen und 5,5 Tonnen Holly Golightly auf der anderen Seite – also eine im wahrsten Sinne des Wortes sehr gespannte Lage!

Nicht immer beste Freunde: Ankerkette, Ankertau und Fernbedienung

Immerhin ist das Ankertau noch gesichert und die Sache kommt nach einer langen Schrecksekunde wieder unter Kontrolle. Doch „Ankerauf“ hat sich nun erst mal in „Ankerbleibtwoerist“ verwandelt. Nach viel Fluchen und Schimpfen wird der Bordelektriker gerufen, der versucht die gewaltsam getrennten Kabel wieder in einer harmonischen Beziehung zu vereinen. In der weiträumigen Bordbibliothek finden wir unter „B“ wie Bedienungsanleitungen die der Ankerwinsch in welcher sich auch ein Schaltplan derselbigen versteckt. Nach einer knappen Stunde ist alles wieder verbunden was verbunden gehört und „Ankerauf die zweite“ kann in Angriff genommen werden. Jetzt klappt alles wie es soll und wir machen uns erleichtert an die Verfolgung der Moana und Loveworkx, die schon mal vorgesegelt waren.

Alle Einträge →