Die Bretagne – ein Alptraum für Berliner Taxifahrer
Rêver. De jouer les Robinson, de vivre l’aventure. Partir. On a toujours un bateau dans le cœur, dit la chanson… (Träumen. Robinson spielen, Abenteuer erleben, aufbrechen. Wir tragen stets ein Boot im Herzen, so der Text eines Chansons aus der Bretagne.)

So wild und zerklüftet wie die Bretagne nun mal ist, so wild und aufregend war auch unsere Überfahrt von Guernsey nach Lézardrieux in der Bretagne. Vor Guernsey ging es vorbei am ehemaligen Traumschiff „Deutschland“ und vom Nebelhorn begleitet durch dicke Nebelsuppe Richtung Bretagne. Nach einem sportlichen hoch am Wind-Kurs verwandelte sich der Golf von Saint Malo kurz vor der Einfahrt in den Aber* von Lézardrieux in einen chaotischen Whirlpool. Sehr hohe Wellen lassen die gesamte Crew etwas bange aus den Salopetten schauen, unser Schiffchen läßt sich aber nicht beeindrucken – was uns wiederum immer mehr Vertrauen in die dänische Bootsbaukunst beschert.
Unsere drei "bretonischen Etappen" ab Guernsey segelten wir parallel mit der Segeljacht "Jobber". Besonders viel Freude brachten uns die gemeinsamen Routenplanungen am Abend, bei denen das ein oder andere Bier gezischt wurde. Dank an die Jobber-Crew dafür!!!!
*Mit „Aber„ sind übrigens die Meeresarme, die sich in die bretonische Landschaft schneiden gemeint.



Die Küste dort hat den wunderschönen Namen Cotes d’Armor. Dem Namen wird sie auch gerecht. Die letzten Seemeilen auf dem flußähnliche Gewässer waren einfach zum Verlieben, ein bisschen wie in einem Märchenpark. Überhaupt ist die gesamte Bretagne wunderschön. Die meisten Dörfer präsentieren sich unübertroffen charmant – wie aus einem französischen Spielfilm der 50er Jahre. Alles ist in ein ganz besonderes Licht getaucht und eigentlich erwartet man vor jedem Café Jean-Louis Trintignant, Jean-Paul Belmondo oder Jeanne Moreau, die Rotwein trinken und eine Zigarette paffen. Leider sind die schaukelnden 2CV-Enten und die schnittigen Peugeots komplett verschwunden. Dafür quetschen sich jetzt WoMos durch die engen Gassen von Roscoff, unserem zweiten Hafen, vor dem wir wieder von einer lustigen Truppe von Delfinen begrüßt wurden. Im Hafen wiederum begrüßen uns stets sehr nette Mitarbeiter:innen der Marinas in ihren Schlauchbooten, zeigen uns den Weg zum Liegeplatz und helfen dann wiederum ganz geduldig beim „Einparken“ der Yachten. In Sachen Freundlichkeit würde hier übrigens jeder Berliner Taxifahrer einen Kulturschock erleiden!
Überaus lustig anzuschauen ist, mit wie viel Spaß und Elan sich die französische Jugend schon im jüngsten Alter marinisiert – kein Wunder, dass Frankreich eine Weltmacht im Segelsport ist.

Am 25.08. starteten wir ganz zuversichtlich in Richtung l’Aber wrac’h. Was uns dann auf den ersten Seemeilen erwartete, waren die übelsten Wellen der ganzen Reise. Meterhohe Kreuzseen – also Wellen aus verschiedenen Richtungen – strapazierten unsere Seefestigkeit doch sehr. Erst bekamen wir mehrere Kubikmeter Salzwasser ab und dann lagen wir gewaltig auf der Backe. Mareike schaffte es in dieser Achterbahn sogar noch das Großsegel und die Genua zu setzen während der Skipper zeitgleich versuchte, jede einzelne Welle im möglichst besten Winkel abzureiten. Unter Segel und Motor konnten wir dann nach einigen Seemeilen dem ungemütlichen Wellenchaos das schmale Heck zeigen. Die folgenden Seemeilen bis in die Bucht von l’Aber wrac’h waren dann wiederum ganz gemütlich.

Der Hafen l’Aber wrac’h beeindruckt nicht nur mit einer gewaltigen Tide, bekannt sind auch die Austern, welche hier an den malerischen Ufern bei Ebbe „geerntet“ werden.
Von hier aus sollte es dann am 28. August über die Biskaya gehen. Warum daraus nix wurde, warum wir uns stattdessen nur im Kreis drehten und wie wir innerhalb von nur drei Stunden um 1950,– € ärmer wurden, erzählen wir euch demnächst hier live und in Farbe – stay tuned!
