Fiji for beginners – eine Foto-Story
Juchu, wir sind da! Nachdem wir die kleine aber doch vorhandene Enttäuschung darüber, dass wir es nicht nach Neuseeland geschafft haben, überwunden haben, freuen wir uns riesig angekommen zu sein! Und das nicht irgendwo, sondern in einer richtigen Marina! Es ist Mitte Oktober, das letzte Mal haben wir im Juni auf Tahihi in einer Marina gelegen, gefühlt ganz schön lange her. Also beginnt unser internes Feiern ... mit Duschen! Es ist so ein Luxus, endlich mal wieder richtig duschen zu können! Und da auf Viti Levu kein Wassermangel herrscht, muss man sich auch gar nicht beeilen – wundervoll! Als Sahnehäubchen obendrauf gibt es Strom satt! So werden ungeniert Laptops geladen und die zweite Kühlbos aktiviert, damit kein Mangel an Kaltgetränken aufkommt :-)
Das Restaurant der Vuda Marina lockt mit leckerstem Essen, welches selbst im Vergleich zu Deutschland eher normalpreisig bis günstig ist. Es ist nicht nur von Segler:innen oft besucht, es kommen auch viele Menschen aus der Ungebung, um dort zu essen oder besondere Feste zu feiern.



Da wir nun irgendwie unerwartet in Fiji gelandet sind, sind wir nicht wirklich gut vorbereitet. Was also tun in zwei Wochen bis zum Heimflug? Etwas verloren sitzen wir vor der Karte. Aus sage und schreibe 332 Inseln besteht Fiji! Nur 110 davon sind bewohnt, die meisten jedoch verweist, in Privatbesitz oder als Urlaubsresort genutzt.
Da uns bei so viel Möglichkeiten leicht schwindelig wird, beschließen wir ersteinmal ein wenig die Hauptinsel Viti Levu zu erkunden, wo wir doch gerade schon mal da sind.
Wir beginnen mit einem lustigen Ausflug per Bus in das nördlich der Marina gelegene Städtchen Lautoka. Der Bus startet direkt an der Straße vor der Marina, mehrmals täglich, vermutlich stündlich. Beim Marina-Office hängt sogar ein Fahrplan. Man solle es mit den Zeiten aber nicht zu genau nehmen, manchmal wäre es früher, mal später, aber meistens würde er fahren ... So weit so gut. Wir stellen uns also zur circa aussichtsreichsten Zeit an die Straße und warten. Nach und nach gesellen sich immer mehr Menschen dazu und schon 30 Minuten später kommt der Bus!

Die Fahrt ist ein Fest! Laute Musik dröhnt aus den Boxen und das vegane Leder der Bänke läßt einen in der Hitze am Sitz festkleben. Zum Ausgleich dafür sind die Fenster offen – Scheiben Fehlanzeige. Für den Fall, dass es zu sehr regnet, können Plastikplanen wie Jalousien heruntergelassen werden.
In Lautoka steigen wir in der Nähe einer größeren Shopping Mall aus. Wir wollen Geld tauschen und dort soll es eine Bank geben. Das Städtchen ist laut und belebt, aus vielen Geschften dröhnt laut Musik. Es wird sofort deutlich, wie sehr Menschen mit indischen Wurzeln, das Stadt- und Inselbild prägen. In der Kolonialzeit kamen viele Inder nach Fiji, um auf den Zuckerrohr-Felder zu arbeiten und so ist heute Hindustani neben Fidschianisch und Englisch eine der anerkannten Landessprachen.

Die für uns größte Attraktion in Lautoka ist die riesige Markthalle! Hier gibt es Obst und Gemüse in einer Vielfalt in der wir es seit Panama nicht mehr gesehen haben. So können wir uns jetzt schon auf´s nächste Jahr freuen, wenn wir Hollys Bauch für die nächste Etappe füllen werden ...







Ein göttliches Highlight auf Fiji ist der Sri Siva Subramaniya Swami Temple in Nadi. Ein bunter und ornamentaler Overkill der besonderen Art – dieses Prachtexemplar ist das größte Hindu-Tempel in der südlichen Hemisphäre. Da staunt sogar der Dom :-)






In der Vuda Marina treffen wir einige bekannte Gesichter wieder! So auch Brynn und Ben aus Kanada, die auf ihrer schönen Brandelara II eine Pazifik-Runde machen. Zuletzt haben wir uns auf den Marquesas in Fatu Hiva und Hiva Oa gesehen. Ihr nächstes Segel-Ziel ist Mikronesien (darum beneiden wir sie etwas ...), danach soll es nach Japan und wieder Richtung Heimat gehen.
Wir verbringen viele Abende miteinander, tauschen Werkzeug hin und her, haben gemeinsam das erstaunliche Gefühl, dass einem die Welt mit dem Segelboot eigentlich offen steht und freuen uns wieder einmal, dass Altersunterschiede unwichtig sind.


Das Paradies in Form eines Baumarktes steht auch Männern auf Fiji offen. Kennt man diese spirituelle Stätte in Deutschland nur streng sortiert, so findet man auf Fiji eine Variante, die auch noch den Entdecker im Manne zu Tage bringt. Der Markt gibt dem Begriff „Chaos“ ein Abbild, dass seines Gleichen sucht. Der Joker im Markt ist eine Verkäuferin, die anscheinend eine KI im Kopf hat, die genau weiß wo sich jedes einzelne der weit über tausend Produkte versteckt hat. Fragt man diesen Prototypen einer KI-Verkäuferin nach einem Artikel so läuft er los, kurvt um allerlei Kisten und Regale, streckt den Arm durch eine Öffnung und ertastet im scheinbaren Nichts das Objekt der Begierde – faszinierend!




Ebenfalls in der Nähe von Nadi befinden sich eine heiße Quelle mit Schlammbecken. Das lassen wir uns nicht entgehen – soll ja auch gesund sein! Wir tauchen also ein, in dieses leicht schwefelige Vergnügen. Und ja, es fühlt sich gar nicht so übel an. Der amüsante Höhepunkt des Schlammassels ist aber Buna, die lokale Führerin, die uns sehr engagiert durch die einzelnen Stationen des Jungbrunnens begleitet und nichts dem Zufall überläßt! Mit Nachdruck werden unsere Handys eingesammelt und dann gibt es zu allem und zu jedem eine genau Anleitung was zu tun ist. Alle Fotos werden genauestens arrangiert und selbst wer wann, wie hoch springt wir angesagt.

Der botanische Garten "Garden of the Sleeping Giant" ist eine der Hauptattraktionen auf Viti Levu. Über 2000 Orchideenarten soll es hier geben. Wir erspähen wohl nicht ganz so viele, genießen aber die Zeit im tropisch satt grünen Surrounding.









Die einzigartige Methode Yachten hurrikansicher zu lagern, ist der Grund, der uns schon so früh nach Fiji geführt hat. Weht es wirklich heftig, nehmen sich an Land stehende Segelboote ja ab und an die FDP zum Vorbild und fallen mal eben um. Der Grund ist der aufgrund des Kiels hoch oben stehende Rumpf, der dem Wind viel Angriffsfläche und einen gewaltigen Hebel bietet. Das Mittel dagegen ist hier recht tiefschürfend: Man steckt den Schuldigen an der Misere einfach ins Loch. Heißt, es wird ein tiefer Graben ins Korallengestein gebuddelt und dort hinein kommt der Kiel – fertig ist das Hurrikan-Pit! Unter dem Kiel gibts dann eine handbreit Palette statt Wasser und seitlich abgestützt wird das Ganze mit alten Autoreifen. So stehen die Schiffe überaus stabil und man muss noch nicht einmal den Mast demontieren. Ob das nicht auch für zu Hause an der Ostsee eine Option wäre?

Zum Schluss ist es wie jedes Jahr: Wir wühlen uns durch´s Schiff, wischen mit Essig gegen den drohenden Schimmel und packen unsere Taschen. Dieses Mal müssen alle Lebensmittel raus, die nicht in der Konserve sind - Kakerlaken sind der nicht zu unterschätzende Gegener. Das Leben auf Holly im Cyclone-Pit der Vuda Marina ist kein Zuckerschlecken. Tagsüber steigen die Temperaturen im Schiff locker auf 38 Grad, sobald es dämmert überfallen uns die Mücken ... also nichts wie los!

Alle erledigt :-))) Nachdem Holly Golightly in Sicherheit ist, treten wir unsere Rückreise ins norddeutsche Hurrikan-Pit an. Einen kleinen Umweg über Auckland gönnen wir uns noch, denn die schon weit im Voraus gebuchten Flüge liessen sich leider nicht mehr umbuchen. Aber es gibt bestimmt schlimmerer Umwege als Neuseeland. Fiji, we will come back!
