Galizien – Kurs 180 Grad

Ganz oben links auf der iberischen Halbinsel sind wir nun gelandet. Dort, wo die Atlantikküste besonders heilig ist – ist doch immerhin Santiago de Compostella „um die Ecke“ – das Ziel von Millionen Pilgern, seit dort 820 das Grab des Apostels Jakob angeblich (wieder)entdeckt wurde.
Das nordwestliche Ende von Spanien ist auch für uns der Beginn einer längeren Etappe – der Kurs führt nun stur nach Süden, entlang der kompletten Atlantikküste der iberischen Halbinsel. Erst mal vorbei an den schönen „Rias“, wie die tiefen, fjordartigen Einschnitte in die Landschaft hier genannt werden. Nachdem wir in der Bretagne den Herbst schon deutlich an unsere Kajüte klopfen hörten, fühlt es sich hier wesentlich sommerlicher an.

Nach A Coruna mit seinen schönen Glasfasssaden und seinen weniger schönen Kreuzfahrtschiffen, die paradoxer Weise auch mit riesigen Glasfassaden daherkommen, setzen wir Kurs auf Muxia, einem kleinen galizischen Ort mit Hafen. Dank der umgebenden Wälder wird die ganze Bucht von einem frischen Duft nach Kiefern durchströmt. Wer es klein und beschaulich mag, ist hier genau richtig. In diesem völlig unspektakulären Hafen hätten wir auch überwintern können. Wer hier nicht entschleunigt, schafft das nirgendwo! So langsam wie hier, haben wir beispielsweise noch nirgends getankt: unsere vom Tankwart(!) liebevoll befüllten Kanister durften wir von der direkt neben dem Hafen gelegenene Tankstelle, die nur über eine Tanksäule verfügt, im exklusiven, zur Tanke gehörenden Einkaufswagen auf den Steg schieben. Auch unser Dom hatte in Muxia wieder Ausgang und besuchte einen nahen „Kollegen“ auf dem Kap an der Westseite der Bucht.


Nach Muxia biegen wir „links ab“ in den Ria de Muros. Dort, in der kleinen Bucht Enseada de Bornalle, werfen wir das erste Mal seit Beginn unserer Reise den Anker. Vorher kreuzt eine Schule von bemerkenswert großen Tümmlern unseren Weg. Wir ankern auf klarem Wasser und fühlen uns angekommen im Süden. Zum ersten Mal kommt auch „Fred“, unser Beiboot zum Einsatz. Mit seiner Hilfe erkunden wir den schönen, Muschel übersähten Strand. Hier bleiben wir drei Tage. Nach dem Ankerlichten queren wir die große Bucht zusammen mit „Aura“ einer schönen OE32 aus Schweden, die uns länger begleitet. Wir geben uns gegenseitig Rückendeckung in Sachen Orcas. Diese großen, wunderschönen Schwertwale, die eigentlich zur Familie der Delfine gehören, sind nämlich bedauerlicherweise zu einer Bedrohung für Segeljachten geworden: Die Orcas genießen neuerdings gerne mal ein Stück Ruderblatt zum Frühstück. So segeln und motoren wir abwechselnd zusammen mit der Aura an der felsigen Küste entlang. Die Nacht verbringen wir wieder vor Anker im nächsten Rias. Tags drauf geht´s wieder in Gesellschaft unseres schwedischen Buddys in Richtung der wunderschönen Isla Cies. Zuvor haben wir nach einem Onlineantrag eine Genehmigung bekommen, hier ankern zu dürfen. Das ist Vorschrift, da es sich bei der Insel um ein Naturschutzgebiet handelt. So ankern wir also wieder über wirklich türkisem Wasser und lassen es uns richtig gut gehen. Leider dreht der Wind und wir können nur für einen Tag an diesem Karibik-Strand bleiben.



