Gesellschaftsinseln - imposante Berge und türkise Atolle als Gesamtpaket.
So toll wie ein fruchtiger Erdbeerspieß mit leckerer Schokolade übergossen präsentieren sich die Gesellschaftsinseln. Im Inneren findet man jeweils eine tropisch, frische Füllung in Form eines beeindruckenden Berges und als attraktive Glasur einen breiten Streifen tiefblauen Wassers innerhalb eines Riffs. Insgesamt gibt es 14 davon, die alle ein wenig anders sind in Bezug auf die Füllung und die Glasur.
Unsere erste Insel dieser sehr populären Inselgruppe ist das berühmte Tahiti. Eigentlich wollen wir hier an einer kleinen Regatta teilnehmen, was aber bedauerlicher Weise ins Meerwasser fällt, da wir ja aufgrund von Mareikes Erkrankung einige Tage Verspätung haben. Ein wenig gemein ist der Umstand, dass wir just in dem Moment Tahiti erreichen, als die Regatta ablegt. So segeln wir mit einem weinenden und einem lachenden Auge – immerhin sind wir in Tahiti!! – am großen Außenriff entlang in Richtung Pass. Dieser ist hier recht gutmütig und lässt sich bei normalem Wetter jederzeit problemlos passieren.
Das Ziel innerhalb des Riffsaums ist die große Taina-Marina – unsere erste Marina seit Panama! Mit Hilfe unserer Freunde von der Moana haben wir hier einen der raren Plätze bekommen, nämlich den quasi noch warmen Stegplatz an dem die „Moana“ vor wenigen Stunden lag. Nach ca. 4 Monaten mal wieder direkt an Land fest zu machen ist wahrer Luxus. Landstrom, Wasseranschluss, Duschen, Waschmaschinen – kein Geschaukel, kein Anker(fehl)alarm und kein Dinghy-Fahren – we love it!!
Nur wenige Augenblicke nach dem Anlegen stehen wir im Carefour-Supermarkt um die Ecke und wähnen uns im Schlaraffenland. Nachdem wir die Preise gesehen haben, hat der leichte Schwebezustand aber ein schnelles Ende. Umgerechnet 8 € für eine Tafel Lind-Schokolade oder 10 € für 250 g Erdbeeren sind schon krass. Immerhin gibts ein Döschen Heinecken-Bier für nur 2 €. In der Regel kostet das hier um die 2,80€! Wir kaufen erst mal nur Kleinigkeiten und überrennen stattdessen das Lokal in der Marina, in der es Pizza(!) und eine „Happy Hour“ gibt – traumhaft!!!
Der nächste große Kauf der ansteht, ist ein neuer Außenborder oder die Reparatur unseres kleinen Suzuki-Außenborders. Nach einem Heilungsversuch des Suzuki, der endgültig an der Nicht-Verfügbarkeit eines Benzinhahnes scheitert, entscheiden wir uns nach tagelangem Abwägen des Für und Wieder eines Elektroaußenborders für einen bösen Verbrenner – was im Nachhinein die richtige Entscheidung sein sollte, da wir den Strom für die E-Variante selten unterwegs hätten selbst produzieren können. Wenn der Schiffsdiesel stundenlang vor sich hin qualmen muss um den E-Außenborder zu laden, macht das ja schließlich auch keinen Sinn!
Unser „Neuer“ ist ein „Mercury“, der ja auch irgendwie zu unserem Dingi „Fred“ passt“. Ab jetzt werden wir also von Fred(di) Mercury persönlich an Land gebracht.
Unsere Nachbarn am Steg sind im übrigen schon recht speziell. Direkt gegenüber von uns liegt eine Jacht mit dem romantischen Namen „V6“. Auf dem Achterdeck steht tatsächlich ein Helikopter! Unser Helikopter heißt Drohne und passt hinter die T-Shirts im Schrank – so verschieden ist die Welt.
Wie freuen uns stattdessen über die unglaublichen bunten Korallen direkt am Betonpier, die von ebenso unglaublich schönen und bunten Fischen bewohnt werden und definitiv jedem lärmenden Heli die Show stehlen!
Tahitis Hauptstadt Papeete überzeugt weniger durch Charme und Schönheit als durch Geschäftigkeit und großstädtisches Verkehrsaufkommen. Eines der wenigen wirklichen schönen Highlights ist die imposante Markthalle, die im Herzen der Stadt zu finden ist. Eine wilde Mischung aus Blumenständen, Souvenirs, bunten Klamotten, schön anzuschauenden Obstständen und vielerlei Speiseangeboten füllt die ehrwürdige, alte Halle mit Leben. Besonders auffällig ist das sorgfältige, fast künstlerische Arrangement der Früchte auf den Tischen der Verkäuferinnen. Touristen und Einheimische pulsieren gefühlt im 1:50 Gemisch durch die Halle. Allerdings liegt zur Zeit kein Kreuzfahrtschiff vor dem Hafen, so dass die „Locals“ mehr unter sich sind. Wir genießen das Angebot eines Imbiss mit leicht chinesischem Duktus und kaufen etwas Obst und ein Fläschchen Coco-Oil – eine lokale Spezialität, die müde Knochen und quietschende Scharniere gleichermaßen ölen soll.
Auf der Rückfahrt zur Marina versuchen wir erfolglos den tahitianischen Nahverkehr zu verstehen. Wir warten geduldig an einer Bushaltestelle auf den Bus, der laut Fahrplan genau hier halten soll. Doch jeder Bus fährt einfach vorbei. Ratlos fragen wir die Einheimischen um Rat und erfahren, dass die Busse nicht halten, wenn sie bereits voll sind. So marschieren wir also zurück auf Los an den Anfang der Buslinie. Dort steigen wir erfolgreich zu und beobachten wenig später leicht amüsiert, dass der nur halb volle Bus ebenfalls an der Haltestelle vorbei fährt, an der wir vergeblich um Mitnahme gefleht hatten.
Um das große Tahiti besser kennen zu lernen, entscheiden wir uns für eine Rundfahrt mit einem „Local“. Matatia holt uns um 08:00 Uhr mit einem kleinen Auto ab, das er sich wohl von einem Freund geliehen hat. Das erste Etappenziel ist ein botanischer Garten mit kleinem Wasserfall und einer Grotte. Ein botanischer Garten mitten im Tropenparadies mutet uns ein wenig seltsam an – so ganz haut es uns dann auch nicht vom Hocker. Weiter geht es zu einem wohl recht bekannten Surfspot an der Küste. Ein wunderschöner Strand mit schwarzem Sand überzeugt uns schon eher. Wir halten hier, wir halten dort, besuchen einen kleinen Ölproduzenten, ein schräges Restaurant und einen tollen Aussichtspunkt. Langsam taut der anfangs etwas schüchterne Matatai auf und erzählt auch das ein oder andere aus seiner Welt, was die Fahrt sehr unterhaltsam macht. Einer der Höhepunkte sind seine Surf-Freunde, die sich direkt zwischen Straße und Brandung eine kleine überdachte Terrasse in die Felsküste gebaut haben. Die Surfer und Surferinnen sind wirklich filmreif – einer origineller und charmanter als der nächste. Ganz begeistert sind sie von der Tatsache, dass wir aus „Allemagne“ mit dem Segelboot hierher gekommen sind. Völlig unverhofft werden wir von diesen coolen Typen bewundert – was uns schon ein wenig stolz macht! Es sind genau diese Momente, die uns ab und an spüren lassen, das dass was für uns schon (fast) Alltag ist, doch wohl etwas sehr einmaliges ist.
Matatai ist nun im Rausch und zeigt uns immer wieder sichtlich stolz auf seine schöne Insel, einen interessanten Ort nach dem anderen. Mit Mareike kommt er vor einer Gedenktafel in Sachen Missionierung ins Gespräch. Für uns verblüffend ist seine ganz versöhnliche Haltung dazu: Gott habe das genau so gewollt, somit ist es auch völlig in Ordnung!
Nach diesem außergewöhnlichen „Ausflug“ geht unsere „Hafenzeit“ auf Tahiti langsam zu Ende. Frisch ausgerüstet mit neuem Außenborder und viel leckerem Proviant freuen wir uns auf die bezaubernden Nachbarinseln Moorea, Huahine, Raiatea, Tahaa, Bora Bora und Maupiti im Westen von Tahiti.