Kokosnuss-Attacke, Begrüßungs-Haie und Wiedersehensfreude
Nach gefühlt endlosen Wochen in der Marina ist es geschafft – wir sind wieder „on the waterroad again“. Unser erster Törn for Beginners geht in die Musket Cove der Insel Malolo. Vor der Vuda-Marina setzen wir die Segel und siehe da, alles läuft rund. Holly Golightly gleitet lässig durch die See und aller Ärger ist verflogen. Die Anfahrt zur Musket Cove ist für Neulinge des Reviers etwas gewöhnungsbedürftig, da die elektronischen Seekarten hier teilweise dem Einkaufszettel des Skippers im Supermarkt gleichen: irgendwas fehlt immer!


Dank Google Maps und Apple Karten ist das Problem aber lösbar. Wir tasten uns also mit Seekarten und Satellitenbildern gleichzeitig voran, umschiffen die echten Untiefen und überfahren die imaginären Riffe. Am Ende machen wir an einer der zahlreich vorhandenen Mooringbojen fest und lehnen uns entspannt zurück.

Musket Cove ist eine schöne, weitläufige Bucht mit allem Komfort: ruhige, geschützte Lage; Mooringbojen und allerlei Infrastruktur am Ufer. Dort gibt es ein gutes Dingi-Dock, eine Tanke, Restaurants, Läden, ein Tauchcenter und sogar einen kleinen Supermarkt. Dies alles nur, weil hier auch zwei große Ferienresorts verortet sind. Für die Nutzung der Mooringbojen zahlen wir 28 FJD am Tag (ca. 11 €), was völlig in Ordnung ist. Wir machen uns hier ein paar schöne Tage, schwimmen, gehen spazieren, speisen im Restaurant der Ferienanlage und genießen die neue, alte Freiheit, die Franz allerdings nur knapp überlebt, da bei einem Spaziergang ca. 5 m vor ihm eine dicke Kokosnuss der Schwerkraft zum Opfer fällt. Weil die Nuss exakt auf seiner voraussichtlichen Route auf den Boden kracht, sind wir tatsächlich etwas geschockt. Wären wir nur ein paar Sekunden früher dort gewesen, hätte es einen gewaltigen Mast- und Schotbruch im Skipperbrain geben können. Der Sicherheitsdienst des Resorts (der zufällig nur wenige Meter entfernt ist) kommt sofort zu uns und entschuldigt sich für den Mordanschlag seiner hinterhältigen Palme auf den Gast.


In der Bucht treffen wir auch Allan und Kara, die sich einen unserer beiden Außenborder geliehen haben. Leider erfahren wir, dass der verliehene Suzuki wieder nicht richtig funktioniert. Auch unser erst in Tahiti gekaufter Mercury macht jetzt Ärger, da der (nagelneue!) Benzinhahn undicht ist. In Sachen Außenborder werden wir definitiv von einem Fluch verfolgt! Gott sei Dank funktionieren unsere beiden Ruder problemlos!


Nach drei Nächten in der Bucht lösen wir die Leinen von der Boje und machen uns auf den Seeweg nach Mana Island. Die kleine Insel verfügt über eine von Riffen sehr geschützte Lagune, was wir sehr begrüßen. Die Einfahrt durchs Riff ist etwas eng und kurvig, aber dank Mareikes hervorragender Eyeball-Navigation kein Problem. Auch Mana verfügt über ein Resort, das gleichzeitig als Basecamp für die Produktionstruppe der amerikanischen Serie „Survivor“ dient. Dieser Umstand entpuppt sich als echter Flop, da man den Großteil der schönen Insel nicht betreten darf. Die restlichen paar hundert Meter Strand laufen wir hoch und runter, aber das war’s dann auch schon. Am Beach gibt’s ein einfaches Backpacker-Hotel – dessen Besitzer erzählt uns, dass er und die restlichen Bewohner der Insel nur Nachteile durch diese Serienproduktion haben. Monatelang ist sogar die ganze Insel gesperrt, weil ein paar Jecke vor der Kamera so tun, als könnten sie ohne Mama überleben – während die Inselbewohner im echten Leben genau dadurch kaum überleben können – was für eine absurde Situation! Uns verdirbt das nachhaltig die Laune und so setzen wir nach zwei Tagen wieder die Segel und zeigen den Pseudo-Survivorn das Heck.



Bucht Nummer drei hat nun zur Abwechslung gar kein Resort, was die Lage zumindest akustisch gleich viel ruhiger macht. „Navadra Island“ besteht eigentlich aus zwei Inseln, die im 90-Grad-Winkel zueinander liegen und bei Ebbe über ein Riff miteinander verbunden sind. Die Inseln sind komplett unbewohnt und wirklich wunderschön. Weiße Strände und Palmen erfüllen jedes Südsee-Klischee. Als wir in die Bucht fahren, gleiten wir über ein Aquarium voller bunter Korallen – Gott sei Dank noch ca. vier Meter unterm Kiel. Begrüßt werden wir recht euphorisch von einigen schwanzwedelnden Riffhaien, die wunderschön anzusehen ihre Kreise um Holly ziehen. Direkt vor ihren verschlingfreudigen Mäulern schwimmen kleine bunte Fische, die Franz für suizidgefährdet hält. Wie wir später erfahren, fühlen sie sich dort wohl sicher vor anderen Fressfeinden und wissen, dass der Hai sich die spitzen Zähne wegen ihnen nicht schmutzig macht.

In der Bay zu ankern gestaltet sich etwas schwierig: Es ist zu tief, zu nah am Ufer oder es hat zu viele Korallen. Wir probieren es hier, wir probieren es da und dort – so richtig passen will es einfach nicht. So ziehen wir unsere Kreise und schließlich findet der Anker in 20 Metern Tiefe ein schönes Plätzchen im weißen Sand. Alle freuen sich, die Ankerwinsch hat endlich Feierabend und Mareike kann vom sonnigen Bug wieder ins schattige Cockpit wechseln. Am nächsten Tag fahren wir mit Fred an den weißen Strand, den wir ganz für uns alleine haben, und fühlen uns mal wieder wie in der Bounty-Werbung.




Die Navadra Bay hält für uns noch ein ganz besonderes Highlight bereit: Nach über sechs Monaten treffen wir hier endlich die Moana mit Verena und Tim wieder! Begleitet werden die beiden von der LoveWorx mit Jacqueline, die wir das letzte Mal in Nuku Hiva getroffen hatten.


Wir freuen uns riesig, unsere Freunde endlich wiederzutreffen! Ab hier reist die deutsch-niederländische Flotte gemeinsam von Insel zu Insel, was viel Spaß macht und einiges erleichtert. Als es in der schönen Bucht zusehends unruhiger wird, da der Wind gedreht hat und der Schwell in die Bucht läuft, ziehen wir weiter und nehmen gemeinsam Kurs Richtung „Nalauwaki Bay“, eine etwas weiter nördlich gelegene Bucht, die auch sehr nett sein soll.
