Holly Golightly

#103
Tonga, Vava´u

Tonga – Heimat der Naturgewalten

  • Reisegeschichten

Hat man erst mal das Innere des Inselarchipels erreicht, ist man auf der sicheren Seite. Der Fjordartige Ava Pulepulekai Channel reicht 11 km ins Land bis zum Hafen von Neiafu, der einzigen Stadt Vavaʻus. Ein paarmal rechts und links abbiegen und schon erreichen wir den kleinen, aber geschäftigen Hafen. Die kleine Stadt liegt sicher behütet im Inneren der Insel, was auf Tonga ein echter Standortvorteil ist, da die Inselgruppe tatsächlich auf Platz drei der am häufigsten durch Naturkatastrophen heimgesuchten Regionen weltweit liegt.

Die Vava'u-Gruppe im Norden des
Königreichs Tonga
Here we are

Man erinnere sich nur an den gewaltigen Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Haʻapai, der im Januar 2022 weltweite Auswirkungen hatte. Der Hunga Tonga-Hunga Haʻapai ließ es mal richtig krachen und schleuderte seine gewaltige Eruptionssäule unglaubliche 57 km hoch in die pazifische Atmosphäre. Um seinem Geltungsdrang noch mehr Ausdruck zu verleihen, gabs als Sättigungsbeilage anbei einen fiesen Tsunami, der noch mehr zerstörte. Nach diesem disruptiven Verhalten verschwand er wieder komplett von der Oberfläche und grummelt seitdem im Verborgenen vor sich hin. Des Weiteren bereichern schwere Erdbeben und heftige Taifune das Portfolio der Naturkatastrophen des kleinen Inselkönigreichs.

Die Bucht von Neiafu – unser neues, gut geschütztes zu Hause

Als einreisende Jacht müssen wir wie immer einklarieren. Um dies zu erledigen, müssen wir im Hafen von Neiafu festmachen. Das dortige Dock hat unter Seglern nicht den besten Ruf – eine rostige und teilweise arg mitgenommen Spundwand begrüßt die ankommenden Jachten. Wir haben aber mal wieder richtig Glück: Ein riesiger weißer Fender in Form eines großen Katamarans liegt an der Spundwand des Schreckens und lässt uns längsseits gehen – wie nett! So warten wir gut abgefedert auf die Offiziellen des Inselstaates. Diese lassen nicht lange auf sich warten und begrüßen uns außerordentlich freundlich, übergeben uns einen Berg an Formularen und informieren uns über die soeben angebrochene Mittagspause. Wir müssen also warten …

Die Besatzung unseres großen Fenders ist allerdings schon durch mit allen Formalitäten und könnte nun ablegen. Netterweise bleiben sie aber noch eine weile und warten geduldig darauf, dass auch wir weiter dürfen!

Der Katamaran Terikah "macht" gleich für uns den Fender

Wir füllen in der Wartezeit über 10 Formulare mit immer den gleiche Daten aus und freuen uns nach ca. anderthalb Stunden über die Rückkehr der tongaischen Beamten. Sie erscheinen stilecht im Rock aus Bastmatten und so gut gekleidet geht alles entspannt und freundlich vonstatten. Ein Stündchen später ist es geschafft – wir bedanken uns beim Fender-Katamaran, legen ab und begeben uns auf die Suche nach einem Plätzchen in der weiträumigen Bucht.

Die "Immigration" – Landestypisch mit Rock und Bastüberzieher
Endlich fest!

Das wiederum gestaltet sich gar nicht so einfach. Jürgen von der Lady Jane kommt uns freundlicher Weise schon entgegen, da er eine freie Muringboje für uns entdeckt hat. Whow, wie praktisch, denken wir und machen dort fest. Auf der Boje ist eine Tel.-Nummer vermerkt, die wir anrufen – leider ist die Boje schon reserviert! Also Leinen los und weitersuchen. Jürgen braust im Dingi kreuz und quer durch die Bucht, findet aber keine weitere freie Boje. Wir beschließen nun zu ankern, suchen ein geeignetes Plätzchen, was nicht einfach ist, da die Bucht nur unmittelbar am Ufer flach genug ist.

Während wir wie fast immer nach dem Ankermanöver unsicher sind, ob wir den benachbarten Booten beim Schwojen* nicht zu nahe kommen, braust diesmal Tim von der Moana heran und berichtet uns von einer freien Boje direkt vor der Mango-Bar – Anker also wieder rauf und los zur Mango-Bar. Und ja, auch hier ist es nix mit lustig. Diese Boje ist leider für die lokalen Whalewatching-Boote reserviert. Langsam macht sich Frust breit auf Holly … dann entdecken wir aber ein Jacht, die genau in diesem Moment ca. 500 m von uns entfernt die Leinen loswirft! Skipper Franz "legt den Hebel auf den Tisch" und wir dampfen mit allem, was der Schiffsdiesel hergibt, durchs Bojenfeld zu diesem Platz der Verheißung. Und hurra, hurra, wir haben eine neue Heimat gefunden, an der wir bleiben können :-) Zusätzlich liegen wir direkt vor der Moana und auch nicht weit weg von der Lady Jane, was wir ausgesprochen gut finden.

Unsere poersönliche Boje wird sogar von einem kleinen Barracuda bewacht
Neue Adresse: Tonga, Neiafu, vorne links

Nr. 13!

Die Flagge der Freundschaftsinseln :-)

* Schwojen = bezeichnet das Hin- und Herdrehen eines Schiffes im Wind vor Anker oder an einer Ankerboje.

Alle Einträge →