Holly Golightly

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Wir sind Mareike und Franz. 2022 haben wir uns mit unser Yacht Holly Goligthly auf den Weg gemacht, um die Welt zu entdecken.

#20
l'Aber Wrac'h

Zurück auf Los

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Die Biskaya – für die meisten Crews eine spannende Herausforderung – erzeugte auch bei uns im Vorfeld den einen oder anderen Adrenalin-Schub (ehrlich gesagt besonders bei der Vorschoterin).

Drei Dinge gilt es in Sachen Biskaya-Überquerung zu beachten:

1. Das optimale Wetterfenster zu erwischen

2. Keinen Fischtrawler zu rammen (Boris Herrmann)

3. Nicht den gefräßigen Orcas zum Opfer zu fallen

Das Wetterfenster hatte sich gefunden und der Rest würde sich mit Hilfe von starkem Kaffee und nach Meinung des Skippers mit einer Orca-Abwehr-Boom-Box, die Helene Fischer spielt, klären lassen.

Solchermaßen exzellent vorbereitet, starteten wir am Morgen des 27. August in den Sonnenaufgang. Die Crew war motiviert und alle negativen Gedanken blieben zurück.

Was dann folgte erinnerte an ein Liebesabenteuer mit ungefähr 16. Es ging doll los und war viel zu schnell vorbei.

Im Detail:

Ablegen, Großsegel hochziehen, Frühstück, Kaffee, Sonnenaufgang bewundern, unter schnurrendem Schiffsdiesel aus dem kleinen Fjord raus, Genau ausrollen.

Draußen angekommen probierten wir trotz wenig Wind , ohne Motor voran zu kommen. Leider war nicht mehr als ein laues Lüftchen vorhanden, weshalb der kleine Volvo wieder in Aktion treten sollte. Also Hebel auf den Tisch … Leider stellte sich beim Gas geben eine nie da gewesene Kakophonie aus grauenvollen Geräuschen und furchtbaren Vibrationen ein.

Dies erzeugte nicht nur bei Mareike ein entsetztes Gesicht, sondern ließ beim Skipper die Vision eines gleich im Atlantik versinkenden Dieselantriebs aufsteigen. Was nun? Nachdem der Antrieb weder vorwärts noch rückwärts Kooperationsbereitschaft signalisierte, checkten wir unsere Optionen.

Uns war relativ schnell klar, dass die Situation nicht ganz ungefährlich war. Der Abstand zur sehr festigen Küste betrug etwa eine Seemeile, die laue Brise reichte nicht ansatzweise aus, um zu segeln und der aus dem Fjord ablaufende  Ebb-Strom würde über Stunden komplett verhindern, mit dem wenigen Wind zurück in den Ausgangshafen zu kommen.

Guter Rat war teuer (Spoiler: sollte sich später auch bestätigen)

Nach sorgfältigen Abwägen der Lage, waren wir uns einig, dass wir fremde Hilfe benötigen würden. Glück im Unglück war, dass die vorherrschende Strömung uns nicht auf die Küste, sondern parallel zu ihr treiben ließ.

Und da war er nun: unser erster Pan Pan-Ruf. Pan Pan funkt man, wenn Leib und Leben nicht bedroht sind, man aber auf fremde Hilfe angewiesen ist. Dieser Ruf ist für alle Schiffe in der Umgebung zu hören. Man meldet damit den eigenen Schiffsnamen, die Position, das Problem und die Hilfe, die man benötigt. Unser Hilferuf wurde umgehend von dem französischen Rettungsdienst bestätigt und auch von ihm ihm erneut an Alle in der Nähe gesendet.

Und dann muss man geduldig warten, ob jemand reagiert.

...

Wir haben erstmal eine Stunde gewartet. Glücklicherweise waren die Wellen nicht allzu hoch, wir trieben – uns hübsch um die eigene Achse drehend  – mit zweieinhalb Knoten Richtung Biskaya. Der Kurs an sich war also nicht verkehrt, jedoch ließ die Geschwindigkeit zu Wünschen übrig und in absehbarer Zeit wäre auch noch eine Insel im Weg gewesen.

Nachdem sich leider sich leider kein Freizeit-Skipper fand, der uns helfen konnte, wurden wir erneut von dem Französischen Rettungsdienst angefunkt und darüber informiert , dass sich ein Rettungskreuzer aus l’Aber Wrac’h auf den Weg machen würde. Eine weitere Stunde später traf dieser dann auch bei uns ein.

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Während Mareike tapfer versuchte, das geplante Manöver des Abschleppens per Funk von dem Englisch sprechenden Französischen Skipper des Rettungsschiffes zu verstehen, kämpfte Franz auf dem Vorschiff mit drei verschiedenen Tau- und Leinensorten, die ihm von vier wild gestikulierenden Franzosen zugeworfen worden waren, bekam dabei sowohl Anweisungen auf Französich vom Rettungsschiff zugerufen als auch von Mareike, die die Info ja über Funk bekam. In Summe riefen also fünf Franzosen und zwei Deutsche wem auch immer was auch immer zu. Haupuh!

Um das große Durcheinander zu beenden wechselte ein Franzose in einem virtuosen Manöver das Schiff und entwirrte das Französische Makramee, das unterdessen auf unserem Schiff gelandet war.

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Nachdem alles zurecht getüddelt war, ging es in einer für unsere Holly nie da gewesenen Rauschefahrt zurück nach l’Aber Wrac’h.

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Zurück im Hafen waren wir bitter enttäuscht, aber letztendlich auch froh, dass Schiff und Crew dieses kleine Abenteuer unbeschadet überstanden hatten.

Auch wenn das Abschleppen nicht ganz preiswert war, möchten wir uns auf diesem Wege nochmal bei den Helfern, die diesen Job ehrenamtlich erldigen, ganz herzlich bedanken!!!!!

Und falls jemand wissen möchte, warum unsere Eroberung der Biskaya zu Ende war, bevor sie eigentlich losging, folgt hier demnächst die Folge „Vier Schrauben für Hallelujah“

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