Holly Golightly

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#76
Panama

Floating Reef & Panamarina

  • Reisegeschichten

Holly schwebt tiefenentspannt wie ein beseelter Guru auf türkisem Wasser vor der hübschen Insel „Nuinudup“. Zu diesem Entspannungsmodus ganz unpassend, kommen plötzlich ein paar hektische Böen um die Ecke gepfiffen! Wir schauen uns mit dem kleinen „p“ in den Augen an – wird das nun wieder solch ein Sturm aus dem Nichts wie in Kolumbien? Nebenbei beobachten wir ganz gespannt viele schöne Pelikane, die in den Böen wie elegante Kunstflieger ihre Kreise um Holly ziehen und ab und an im Sturzflug ins Wasser stürzen, um einem tropischen Fischlein eine Plätzchen in ihrem ausladenden Schnabel zu reservieren. Normaler Weise drehen die tollkühnen Flieger immer etwas weiter weg über den Riffen ihre Runden, momentan aber direkt neben uns! Diese Gelegenheit lässt sich der Skipper nicht entgehen und daher surrt die Kamera ununterbrochen vor sich hin (natürlich nur das olle Handy).

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Ankern vor Nuinudup – schöner gehts kaum

Urplötzlich und unüberhörbar mischt sich unser Tiefenmesser ein. Laut pfeifend tut er kund, dass sich unter unserem Kiel zu wenig feuchtes Nass befindet!! Wie das?? Etwas überrascht schaut der Skipper in die Runde und kann sich die Situation nicht recht erklären. Sollte ihn das dreidimensionale Sehen gerade nicht völlig im Stich lassen, so befinden wir uns doch immer noch an der Position in der wir auch die letzten Tage herumschwojten. Auch die Ankerkette ist noch an Bord und noch nicht mal unter extremer Spannung. Warum soll es hier nun plötzlich zu flach sein? Auch in San Blas dauert die Entstehung von Riffen in der Regel länger als 5 Minuten. Was den Puls aber auch nicht sinken läßt, ist die Tatsache, dass das Wasser um uns herum nicht mehr türkis sondern sehr dunkel ist – tatsächlich so wie auf einem Riff! Laut Tiefenmesser müssten wir nun schon hoch auf diesem neuen Riff liegen aber Gott sei Dank schaukelt unser Schiff ohne fiese Geräusche von unten noch immer obenauf.

Um uns herum stürzen sich unterdessen immer noch die Pelikane ins dunkle Riffwasser. Was tut man nun in solch einer obskuren Situation? Richtig, man schaut dumm aus der Wäsche, dies aber nicht ohne Ergebnis!! Die plötzliche Erkenntnis: Das Riff wandert!! Bei genauem Hinschauen entdecken wir, dass es sich unter dem Boot hindurch bewegt und in Richtung Insel unterwegs ist. Es ist kaum zu fassen aber das vermeintliche Riff ist ein gigantischer Fischschwarm!! Deshalb auch die vielen Pelikane, die sich immer wieder in die Fluten stürzen. Käpt’n Iglo würde Herzrasen bekommen bei dem Anblick und den gesamten Schwarm innerhalb eines Tages zu Fischstäbchen verarbeiten. Mit dem Wissen, dass unser Riff nur aus schuppiger Biomasse besteht, lehnen wir uns entspannt zurück und atmen aus. Passend dazu läßt auch der Wind wieder nach und wir fallen in unseren gewohnten Trott zurück.

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Pelikan im Sturzflug – unser „floating reef“ weckt Begehrlichkeiten

Ein zwei Tage später müssen wir uns leider aus dem Archipelago San Blas verabschieden. Nach vielen schönen Wochen zwischen den paradiesischen Inseln, ruft unser Rückflug nach Deutschland immer vernehmlicher. So starten wir den Volvo, lichten den Anker und rufen „good bye paradise“. Wir motoren mangels Wind entlang der auch hier wunderbaren Regenwaldküste Richtung Panama-Kanal. Unser Zwischenziel soll die „Panamarina“ sein, eine kleine Marina ca. 30 sm vom Panamakanal entfernt. Auf dem Weg dorthin entdecken wir am Ufer die ersten Autos seitdem wir Kolumbien verlassen haben – welcome back in der „normalen“ Welt. Kurz vor unserem Ziel kommt uns sogar eine Halberg-Rassy 34 mit deutsche Fahne entgegen. Leider antwortet sie nicht auf unseren Anruf mittels UKW-Funk.

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Deutscher Gegenverkehr – Eine HR 34 segelt vorbei
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Runde Sache – Mareikes Koch- und Backkunst
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Entspanntes Reisen!

Sylvi von der Panamarina antwortet sehr wohl und so machen wir am späten Nachmittag an einer der Moorings des Naturhafens fest. Diese Marina wird von Jean-Paul und Sylvi geführt, einem französischen Paar. Alles ist sehr familiär und viel netter als in manch einer großen Marina, wo hunderte von Schiffen liegen. Das Highlight ist ein kleines Cafe/Restaurant mit leckeren Gerichten und gutem Internet. Hier treffen sich die Crews der Schiffe, die an Land oder im Wasser liegen, zum Plausch, zum Essen, zum Feiern oder zum Surfen im WorldWideNet. Im Hintergrund hört man den ganzen Tag die Brüllaffen – und manchmal sieht man sie sogar direkt hinter dem kleinen Restaurant in den Büschen turnen!

Da es uns hier so gut gefällt beschließen wir kurzfristig, dass dies der Ort sein wird an dem wir Holly Golightly während unsere Winterpause an Land stellen wollen. Panama-City, von wo aus wir zurück nach Deutschland fliegen, ist nur ca. 2 Autostunden entfernt.

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Beste Lage – die Panamarina
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Drydock im Grünen
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Holly Golightly hat Landurlaub
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Hier brüllen es die Affen von den Bäumen
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So weit sind wir gekommen :-) 7278 Seemeilen = 13.478 km

Kurz vor unserem Rückflug am 17. Dez. 2023 kommt uns noch ein Streik in die Quere. Da die Bürger Panamas absolut nicht einverstanden sind, dass Bergbaukonzessionen zu Spottkonditionen an Kanada vergeben wurden, lassen sie es ordentlich krachen: Demos, Blockaden, Straßensperren und mehr werden aufgefahren. Da die einzige Straße von unserer Marina nach Panama-City nun häufig durch brennende Blockaden verschönert wird, versuchen wir schon fünf Tage vor Abflug, am frühen Sonntagmorgen per Taxi unser Glück und haben auch Glück: Wir kommen durch! Nun müssen wir noch vier Tage im Hotel überbrücken, welches Gotts sei Dank ganz angenehm ist. An Ausflüge ist leider nicht zu denken, da überall demonstriert wird und auch unser Hotel zwischenzeitlich komplett von der Außenwelt abgeschnitten ist – alle Zufahrtstore sind verschlossen und schwer bewaffnete Polizei bewacht das Hotel!

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Hotel im Ausnahmezustand - LKW-Blockaden rundum und schwer bewaffnete Polizei direkt vor dem Eingang!
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Gut bewachtes Paralleluniversum – der „Innenhof“ des Hotels

Natürlich wird unser Rückflug dann noch verschoben und es geht erst mal nach Paris statt Amsterdam. Von da nach München und dann erst richtung Hamburg. In Hamburg fehlt dann das halbe Gepäck! Trotzdem haben wir riesiges Glück, denn nur einen Tag später stürmt ein ziemlich verwirrter Mann das Flugfeld und sorgt für völliges Chaos – zu dem Zeitpunkt sind wir doch tatsächlich schon wieder in BS!

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