Die „Wall of sharks“, wunderschönes Ankern und eine Regatta
Am 22. Mai machen wir uns auf den weg nach Fakarava, ein noch größerer Suppenteller mit gleich zwei Tüllen. Um morgens zur richtigen Slacktime dort anzukommen, segeln wir über Nacht. Die Segelbedingungen sind so gut, dass wir ständig bremsen müssen, um nicht zu früh am Ziel zu sein. Es fühlt sich schon seltsam an, bei idealem Wind mit stark gereffter Genua dahin zu schleichen, um bloß nicht schneller als 3 kn zu werden! Früh morgens erreichen wir den Südpass und haben es diesmal leicht: die etwas größere Moana fährt einfach mal vor, wir schauen was passiert und folgen dann unauffällig. Direkt hinter der Passeinfahrt ankern wir und ruhen uns erst mal ein wenig aus.
Mit 1.153 km² ist Fakarava eine der größten Atolle in Französisch Polynesien. Die Landfläche beträgt jedoch nur 16 km². Fakarava wurde 1820 von einem deutschbaltischen Offizier entdeckt; er nannte das Atoll zu Ehren eines russischen Generalfeldmarschalls Insel Wittgenstein. 1849 kam dann noch ein belgischer Priester vorbei, der die Einwohner nachhaltig zum Christentum überredete. Im Norden gibt es den kleinen Ort Rotoava, in dem die meisten der ca. 800 Einwohner sehr entspannt leben. Bekannt ist Fakarava besonders bei Tauchern, da die beiden Pässe spektakuläre Tauchreviere sind. Der Südpass ist unter Tauchern für die sogenannte „Wall of Sharks“ bekannt. Da der Skipper in Curaçao den „open Water-Tauchschein“ gemacht hat wagt er sich an diese unterseeische Herausforderung – allerdings nur weil Verena (Tauchlehrerin!) und Tim ihn begleiten. Das Problem für Anfänger sind weniger die vielen Haie sondern die starke Strömung im Pass. Die Dreierbande bucht also einen Tauchgang bei einem der lokalen Tauchcenter und ist gespannt.
Ca. zwei Minuten nachdem Franz etwas unelegant mit einer dicken Flasche auf dem Rücken in den Fluten des Passes verschwunden ist, bereut er es schon. Nieeeeee wieder – holt mich hier raus!!!!! – aber Dank des Diveinstructors, der wirklich einen guten Job macht, weicht der Zweifel und auf 20 Metern Tiefe kehrt ein winziges bisschen Entspannung ein. Wir lassen uns also von der Strömung mitreißen und sehen neben allerlei exotischen Fischen auch eine beeindruckende Mengen von Haien, die alle entspannt in der Strömung dösen bevor sie dann abends wieder aufbrechen, um dem ein oder anderen bunten Tropenfisch ein unschönes Ende zu bereiten. Was aber vor allem Verena sehr traurig macht, ist der desolate Zustand der Korallen. Statt bunter Farben wird überwiegend die Pantone-Graupalette geboten. Vor wenigen Jahren sah das wohl noch anders aus. Wer den Klimawandel für ein Gerücht hält, sollte hier mal abtauchen! Nach zwei Tauchgängen sind wir begeistert und ernüchtert zugleich.
Zwei Tage später verlegen wir unseren ständigen Wohnsitz ein paar Meilen nach Südost in die schönste Ecke des Atolls. Hirifa ist mal wieder eine wunderschöne, sanft geschwungene Bucht mit kristallklarem Wasser, weißem Sand und unendlich vielen Palmen. Wirklich jedes Südseeklischee wird hier bedient! Mit wenigen Yachten aus aller Welt teilen wir uns diesen wunderschönen Fleck und lassen es uns richtig gut gehen. Mareike kann hier in aller Ruhe „SUPen“ und Franz seine neue Drohen testen. Strandspaziergänge, Schnorcheln, Sundowner am Beach und Segeln mit „Fred“ lassen die Tage angenehm dahin gleiten.
Das kleine und recht einfache Restaurant am Strand erweist sich ebenfalls als Volltreffer. Sehr lecker, mit (noch) lebenden Schweinen unter dem Tisch und mit der exklusivsten Aussicht der Welt speisen wir hier am Abend. Gäbe es keine Taifune in der Südsee könnte man es hier durchaus ganzjährig aushalten!
Um zu proviantieren segeln wir in der Lagune entlang des Riffs in die Nordostecke der Insel nach Rotoava. Der Weg dorthin ist bestens betonnt und vorbei an Perlenfarmen, Palmeninseln und kleinen Siedlungen sehr schön zu segeln. Rotoava bietet einen Flughafen, einige kleine Läden, eine Tanke, eine Tauchstation und ein Medizinisches Zentrum, dass wir Tage später leider noch dringend benötigen werden. Einkaufen ist hier ganz anders als zu Hause. Viele Dinge sind erst verfügbar, wenn das Versorgungsschiff da war. Dieses kommt einmal die Woche. Man muss sich also in Geduld üben.
Ca. 5 sm entfernt befindet sich der Nordpass des Atolls, in dem Franz zusammen mit den „Moanas“ ebenfalls zwei Tauchgänge bucht, die noch schöner als die im Südpass werden. Der polynesische Tauchguide entpuppt sich als sehr kompetenter und lustiger Geselle. Die Strömung in dem Pass ist wiederum sehr stark. Wir krallen uns am Boden des Passes fest und wehen wie Fähnchen im Wind während wir die bunte Fischwelt beobachten. Zwei Haie machen direkt vor uns in einer kleinen Höhle ein Nickerchen und lassen sich Gott sei Dank nicht aus der Ruhe bringen. Statt einer Wall of Sharks gibt‘s hier die Wall of Baracudas – ebenfalls sehr schön anzusehen! Unser polynesischer Tauchguide, ist extrem gut gelaunt und veranstaltet noch einige spaßige Tanzeinlagen mit uns unter Wasser.
Tags darauf leihen wir uns zu viert Fahrräder und radeln die kleine Küstenstraße entlang. Außerhalb des kleinen Zentrums von Rotoava reiht sich Grundstück an Grundstück, alle sehr großzügig, üppig bepflanzt und mit einem bunten Haus in der Mitte. Manche bieten Unterkünfte an, andere verkaufen Obst am Wegesrand. Ganz im Norden erforschen wir einen alten Leuchtturm, der noch mit einem richtigen Feuer auf der Spitze betrieben wurde und architektonisch so gar nichts mit den Leuchttürmen zu tun haben will, die wir so kennen.
Am neunten Juni machen wir uns wieder auf den Weg in den Süden des Atolls, da wir von dort Richtung Tahiti starten wollen. Das Segeln ist traumhaft – keine Welle aber 15 kn halber Wind. Wir segeln mit über 7 kn eine Regatta mit der „Moana“ und der „42“, was einen riesen Spaß bereitet. Holly gibt alles, führt das Feld an und läßt sich auch nicht einholen. Leider hat Dingi „Fred“, den wir hinterher schleppen, andere Pläne. Auf halbem Weg schmeißt er den Blindstopfen des Schwertkastens von sich und nässt sich ordentlich ein. So ziehen wir die Notbremse, nehmen das Dingi seitwärts und legen ihn erstmal wieder trocken.
Nach weiteren 3 Tagen in der Bucht von Hirifa wickeln wir die Ankerkette auf, befestigen das Grundeisen im Beschlag und motoren zusammen mit der „Moana“ durch den Südpass, um dann Kurs auf Tahiti zu nehmen, was ungefähr zwei Tagesreisen entfernt liegt. Zu dem Zeitpunkt ahnen wir noch nicht, dass wir dort erst 10 Tage später ankommen werden …