Manta Manta, ein edles Tröpfchen und frische Perlen
Die Südseeinseln Raiatea & Tahaa sind ein wenig wie ein altes Ehepaar – zwei durch einen Ring vereint. Beide liegen nämlich innerhalb eines großen Saumriffs. So sind die beiden unzertrennlich und man kann man auch bei recht grobem Wetter problemlos zwischen den beiden hin und her wechseln.
Die „Anfahrt“ gestaltet sich richtig sportlich: hoch am Wind mit 18kn gehts die 22sm von Huahine zu dem Inselpaar. Wir sind mitlerweile so mutig, dass wir unter vollen Segeln und mit mächtig Speed durch die Riffpassage segeln – was für ein Spaß! Innerhalb des großen Riffs gehen wir gemeinsam mit der Moana auf Ankerplatzsuche, was sich als sehr kniffelig erweist. Entweder ist es hier zu tief oder zu flach. Nach langem Suchen finden wir eine Stelle an der der Übergang zwischen Riffzone und tiefem Wasser nicht so abrupt ist. Auf 10 Metern findet unser Anker Halt und wir können erst mal entspannen. Abends machen wir einen Videocall mit Luise und Uwe von der Luwina, die noch in Panama sind. Während wir „videofonieren“ bildet sich über Raiatea ein dramatisch schöner Regenbogen, der tatsächlich für zwei Stunden über der Insel stehen bleibt. Einen Regenbogen mit solch einem Durchhaltevermögen haben wir noch nie irgendwo gesehen. Wahrlich betörend ist auch der Duft, der Abends von der Insel herüber weht. Sehr süß, vanillig und intensiv. So als ob man an einer Douglas-Filiale mit offener Tür vorbei geht – nur viel besser!
Nach zwei Ankernächten vor der Douglas-Filiale wechseln wir zur Nachbarinsel Tahaa. Auch hier gestaltet sich das Ankern nicht so einfach. Schließlich finden wir ein Plätzchen in der schönen Bucht Tapuami im Westen der Insel. Direkt um die Ecke gibt’s eine „Cleaning Station“ der animalischen Art: Wunderschöne Mantas kreisen hier um ein Korallenriff und lassen sich von kleinen Putzerfischen die fischige Karosserie auf hochglanz polieren. Schnorchelnder Weise werden wir Zeugen dieser außergewöhnlichen Dienstleistung. Es ist unglaublich schön, diese anmutigen Wesen durchs Wasser segeln zu sehen. Ab und an segeln die eleganten Meeresbewohner direkt auf uns zu – kriegen aber immer noch die Kurve, um uns nicht zu verschlingen. Respektvoll halten wir Abstand um die Premiumwäsche nicht zu stören. Völlig begeistert verbringen wir fast eine Stunde an der ungewöhnlichen Waschanlage.
Ebenfalls nicht weit weg, direkt neben einem Luxus-Ressort, befindet sich ein Korallengarten den wir ebenfalls erforschen. Mit der Strömung kann man sich hier zwischen zwei Inseln durch die bunten Korallen treiben lassen und unzählige kleine und große bunte Fische bewundern. Oder sich von den Fischen bewundern lassen – anscheinend alles eine Sache der Perspektive wie der neugierige Blick des ein oder anderen Meeresbewohners verrät.
Etwas bodenständiger ist die „Pari Pari-Destillerie“, die am Ende der Bucht ansässig ist. Das von vielen Standorten auf der Insel angelieferte Zuckerohr wird hier live und in Farbe zu äußerst leckerem Rum verarbeitet. Eine sehr freundliche Mitarbeiterin zeigt uns den kompletten Prozess von der Anlieferung mittels völlig überladener PickUps über die Fermentierung bis zur Destillierung.
Die überaus nett anzusehende „Müller Brennereianlage“ ist – der Name verrät‘s – „Made in Germany“! Natürlich erwerben wir am Ende eine der sehr schön gestalteten Flaschen mit Rum aus lokalem Anbau und genießen diesen später als edlen Sundowner!
Aufgrund von Westwind – Wellen laufen dann direkt in die Bucht – müssen wir die Tapuami-Bucht verlassen und segeln innerhalb das Saumriffes auf die Ostseite von Tahaa. Dort wählen wir die „Baie Haamene“ zu unserem neuen Wohnsitz auf Zeit. Der gleichnamige Ort am Ende der tiefen Bucht hat einen etwas rauen Charme aber ein prima Dingidock und einen kleinen Supermarkt.
Von hier aus machen wir uns mit Verena und Tim zu Fuß auf den Weg zur einer Perlenfarm im Süden der Insel. Wer nun meint, man könne ungestört ein paar Kilometer am Straßenrand spazieren gehen, der irrt. So finden wir uns nach ein paar Kilometern auf der Ladefläche eines Pickup wieder, dessen netter Fahrer uns freundlich angeboten hat, uns mitzunehmen. Und sein Hund freut sich sichtlich über die unerwarteten Fahrgäste!
Die Perlenfarm entpuppt sich als wunderschöner Ort mit zauberhaftem Ambiente. Eine junge Frau erklärt uns ganz freundlich und in bestem Englisch, wie die Perlenzucht funktioniert und was eine wirklich gute Perle ausmacht. Es gibt natürlich einen großen Verkaufsraum, der lichtdurchflutet eine schöne Kollektion von Perlenschmuck präsentiert. Man kann hier ganz ungezwungen stöbern. Kauft man nichts, ist es völlig ok – trotzdem können wir nicht widerstehen und kaufen ein paar Schmuckstücke.
Für den Rückweg gönnen wir uns eine Taxi, das wir unterwegs an einem kleinen Obststand anhalten lassen. Unser Taxifahrer freut sich sehr über den Zwischenstopp – wie sich herausstellt, ist die Obstverkäuferin schließlich seine Tante! So ist das eben auf diesen kleinen Inseln — jeder kennt jeden und viele sind miteinander verwandt.
Ein, zwei Tage später stecken wir wortwörtlich in der Sch… – das Bordklo leidet unter Verstopfung und absolut zeitgleich beschließt die Fäkalienpumpe aus Solidarität ebenfalls den Dienst zu verweigern! Zuhause ruft man in solch einem Fall den Klemptner, der dann auch schon Wochen später einen Termin hat und hilft. Wir rufen die Besatzung, die sofort verfügbar ist und schicken sie in den Kampf. Die Schlacht dauert zwei bis drei Tage und entwickelt sich zu einem wahrlich besch… Gemetzel. Das Bordklo ist ein zäher Gegner, kämpft mit allen Waffen und sucht sich Verbündete in Form der Abwasserschläuche. Nachdem ALLE Schläuche demontiert, mühselig von innen gereinigt und wieder montiert sind und die Pumpe eine neue Membran bekommen hat – die wir Gott sei Dank dabei hatten – kapituliert die braune Allianz und wir feiern ausgiebig den Sieg! Bilder dieser Schlacht möchten wir niemandem zumuten!
Da wir für die Pumpe noch eine spezielle Mutter benötigten sind wir zwischenzeitlich nach Uturoa gesegelt und haben dort an einem kleinen Pier direkt am Hafen festgemacht. Im chinesischen Baumarkt um die Ecke gibt‘s die gewünschte Mutter und wir beschließen gleich noch ein paar Tage hier zu bleiben – ab und an ist es immer wieder schön mal einfach so von Bord gehen zu können. Wir besuchen die schöne Markthalle, kaufen dort viel frisches Gemüse und gönnen uns das ein oder andere Menü an den Foodtrucks im Ort.
Uturoa ist keine Schönheit, weiß aber durch ein buntes Angebot zu gefallen. Besonders cool sind die Graffitis an den Wänden im Hafen. Direkt am Hafenbecken kaufen wir frisch gefangenen Tunfisch und beobachten das bunte Treiben wenn neue Gäste per Flieger eintreffen. Diese werden hier in teilweise sehr hübsche Auslegerbote umgeladen und über den Wasserweg zu den verschiedenen Ressorts gebracht. Besonders die polynesischen Bootsführer in ihren kurzen Hemden mit Lendenschurz sind die Show!
Nach ein paar entspannten Tagen am Dock wechseln wir nochmals nach Tahaa um von dort aus ein paar Tage später das Weite zu suchen, das in diesem Fall ganz nah ist: Unser nächstes Ziel ist das weltbekannte Bora-Bora, das praktischer Weise nur ein paar Segelstunden entfernt liegt.