Holly Golightly

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#88
Fatu Hiva

Fatu-Hiva - das Tor zur Südsee

  • Reisegeschichten

Segelt man eine Weile von Panama nach West-Süd/West stößt man mit Hilfe guter Navigation und etwas Glück auf die Marquesas. So weit draußen im Ozean gelegen, bilden sie quasi den östlichen Vorposten von Ozeanien. Imposant ragen die felsigen Monumente aus dem blauen Pazifik. Einst waren sie feuerspuckende Vulkane, heute grüne, tropische Paradiese. Nach unserer Ankunft in Fatu-Hiva sind wir von so viel strahlendem Grün zutiefst beeindruckt. Die Insel gleicht einem riesigen tropischen Garten. Überall wachsen die leckersten Früchte einfach so am Wegesrand. Wir schlendern durch den kleinen Ort Hanavave und werden mehrmals gefragt, ob wir denn genügend Früchte hätten. Wir verneinen und werden von Henry, einem dort ansässigen, reich beschenkt. Schwer beladen mit riesigen Pampelmusen, Mangos, Limetten und Papayas kehren wir zum Boot zurück. Nach unserer langen Segelzeit sind diese frischen Früchte ein wahrer Genuss. An dem kleinen Hafen werden wir zusätzlich mit frischem Fisch beschenkt – die Gastfreundschaft der Polynesier ist tasächlich einzigartig!

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Blauwassersegler unter sich

In der atemberaubenden Bucht „Baie Hanavave“ bleiben wir daher erst mal ein paar Tage – ausruhen und Kräfte sammeln ist angesagt! Die Stimmung hier ist bestens. Neuankömmlinge werden überschwenglich begrüßt, geangelter Fisch großzügig verteilt und man besucht sich gegenseitig auf den Yachten aus aller Welt. Besonders toll ist uns ein bunter Abend auf der „Mindelo“, einem Trimaran mit schweizer und brasilianischer Besatzung, in Erinnerung. Niklas (CH) und Bruna (BRA) sind unglaublich nett und tolle Gastgeber!

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Schön, schöner, Hanavane Bay

Nach 33 Tagen segeln ist natürlich auch Putzen angesagt. Holly Golightly hat sich „untenrum“ ziemlich gehen lassen und wird von Genaro und Franz wieder in einen ansehnlichen Zustand versetzt. Mareike kümmert sich um viel Wäsche und auch sonst muß ordentlich „klar Schiff“ gemacht werden.

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Muschelfarm Holly Golightly

Bei Henry, der uns ja schon großzügig mit Früchten beschenkt hat, kaufen wir einen von ihm handgeschnitzten „Tikki“ – eine mythische Figur, die uns in Französisch Polynesien noch sehr oft begegnen wird. Der Tikki wohnt nun neben dem Dom und wir fragen uns was dort wohl für Energien fließen??

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Dom und Tiki – ziemlich beste Freunde
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Henrys Küche und Showroom

Henrys Sohn Kevin(!) ist der Tätovierer der Insel und ein lebendes Tatoo – von Kopf bis Fuß eine wandelnde Grafik. Da der Skipper schon länger mit dem Gedanken spielt, sich den Kölner Dom in Originalgröße auf den Rücken tätowieren zu lassen … – nein, das ist tatsächlich ein Scherz :-)))

Obwohl, so ein Tatoo wäre vielleicht wirklich eine reizvolle Bereicherung, oder? Die Polynesier sind tatsächlich alle tätowiert – und das durchaus sehr geschmackvoll!

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Kevin – der Tätowierer von Fatu-Hiva
(Foto: Saskia, SY Forty Two)

Am Ostersonntag wachen wir auf und entdecken direkt hinter uns ein großes rotes Versorgungsschiff langsam manövrieren. Erschrocken erwarten wir lautes Gehupe und Geschimpfe – schließlich ankern wir und einige andere Segler zwischen dem Schiff und dem kleinen Hafen. Aber nichts da, die Polynesier entladen in aller Ruhe jede Menge verschiederner Dinge in ein großes Beiboot, das anschließend in Schlangenlinie zwischen den ankernden Yachten hindurch zum Hafen fährt. Auf dem Weg dorthin winken und grüßen sie freundlich lachend und sichtlich gut gelaunt und lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Der Steuermann des Versorgers hält währenddessen das Schiff auf der Stelle. Be- und Endladen wird mit einem mobilen Kran, der auf dem Schiff hin und her fährt. Alles wirkt an europäischen Maßstäben gemessen etwas improvisiert ist aber hoch effizient und sehr gekonnt.

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Das Versorgungsschiff ist da!
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Frohe Ostern!

Oberhalb des kleinen Ortes stürzt sich ein großer Wasserfall in die Tiefe, dem wir gerne dabei zuschauen möchten. So machen wir uns vormittags auf den Weg zu dem ca. drei km entfernten Naturschauspiel. Es geht durch tolle tropischen Wälder und über Stock und Stein. Oben angekommen sind wir aufgrund des tropischen Klimas ziemlich erschöpft und stellen fest, dass man momentan leider nicht baden kann, da der kleine See am Fuße des Wasserfalls durch vorangegangene Regenfälle sehr morastig geworden ist – trotzdem ist der Wasserfall ein beeindruckendes Naturschauspiel.

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In the tropical heat - der Weg zum Wasserfall
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Hoch und schön aber heute kein Badebetrieb!
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Dann baden wir eben zu Hause!

Ziemlich entäuscht sind wir, was das Engagement unseres Suzuki-Außenbordmotors angeht. Erst vor drei Monaten hatten wir ihn mit einem neuen Vergaser verwöhnt. Kaum auf den Marquesas angekommen, verweigert er schon wieder den Dienst. Das bedeutet, dass wir ständig rudern müssen, was je nach Wind und Wetter nicht so einfach ist und manchen Landgang etwas mühselig werden lässt. Von anderen Seglern hören wir, dass die kleinen Viertaktaußenborder im tropischen Klima nichts taugen. Hier schwören alle auf die alten Zweitakter.

Einige Bewohner von Hanavave bieten den in ihrer Bucht ankernden „Yachtis“ einen besonderen Service: Auf Wunsch kochen sie für uns, da es im ganzen Ort weder Restaurants noch Cafes gibt. Das finden wir prima und buchen ein Essen für drei Besatzungen. Angeboten wird ein Menü aus Fisch, Schwein, Octopus, Brotfrucht, Früchten, Kochbananen und einigem mehr. Gegart wird alles in einem traditionellen Erdofen. Dafür werden Steine erhitzt, die Speisen in Alufolie und Bananenblätter gewickelt und schließlich wird das ganze wieder komplett mit Erde bedeckt. Nach vier Stunden ist alles fertig und kann ausgebuddelt werden. Wenn das nicht nachhaltig ist!

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Essenszubereitung im Erdofen
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Freuen sich auf die Reste!

Als es dann so weit ist, sitzen wir alle an einer großen Tafel im Garten einer polynesischen Familie und verspeisen die Köstlichkeiten – ein echter kulinarischer Höhenflug! Währenddessen streifen Katzen und gleichgroße Ferkelchen um unsere Beine, um die Reste zu ergattern. Etwas skuril erscheint uns der Umstand, dass die kleinen Schweinchen so die Überbleibsel ihrer Artgenossen verputzen. Bis vor ca. 200 Jahren wurde auf den Inseln der Marquesas auch gerne mal ein menschlicher Artgenosse verspeist – Menschenopfer waren ebenfalls ab und an üblich.

Ein Produkt, das auf unserer Reise für weitere Höhenflüge sorgen soll, ist unsere Drohne. Das erste Exemplar, hatte in der Karibik den Geist aufgegeben - leider schon vor dem ersten Flug! Exemplar Nummer zwei soll seinen ersten längeren Flug nun hier und jetzt absolvieren. Franz baut also alles zusammen, zündet die Triebwerke und läßt das Ding von Land aus in Richtung Holly fliegen.

Was auf See immer prima funktioniert – die Navigation – läßt hier allerdings ein wenig zu wünschen übrig. Die Drohne fliegt wild schlingernd über die Bucht, mal hoch, mal niedrig, selten langsam, fast immer zu schnell. Statt vorwärts fliegt sie seitwärts, auf dem Monitor sieht man plötzlich einen Mast viel zu nah vorbeisausen, dann Palmen, dann Blätter – und dann nichts mehr! Sch……!!!!!

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Housten, we have a problem!
This mast is too close …
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… the palm trees and leaves too …
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… where am I?
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I am lost!

Nachdem der Flugkapitän die unkontrollierte Landung verdaut hat, geht´s an die Schadensbegrenzung. Wo ist das verflixte Ding und besteht die Chance der Bergung? Auf dem Monitor der Fernsteuerung können wir dank GPS genau sehen wo die winzigkleine Drohne liegen soll. Das Gelände dort ist leider extrem unzugänglich. Ein Rettungstrupp (Genaro und Franz) macht sich trotzdem am kommenden Tag auf den Weg, um den verlorenen Flieger zu bergen. Über ein paar Klippen klettern sie den Berghang hinauf in Richtung der Position, wo die Drohne angeblich abgestürzt ist. Dort angekommen geht das Gesuche im dichten Unterholz los, gestaltet sich aber recht schwierig, da der Hang steil und zugewachsen ist. Nach fast zwei Stunden auf allen Vieren und im Gebüsch wühlend sinkt die Hoffnung immer mehr – die Drohne ist einfach zu klein. Plötzlich zereisst ein Schrei die Südseeromantik – Genaro hat sie gefunden, unglaublich aber wahr!!! Tief unten in einem Gebüsch liegt das kleine Fluggerät und erfreut sich bester Gesundheit. Sie ist völlig intakt und ohne den kleinsten Kratzer. Genaro ist eindeutig das Crewmitglied des Tages und auch sichtlich stolz darauf, dass er die Nadel im Heuhaufen aufgespürt hat.

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Nach diesem kleinen Bonusabenteuer und vielen schönen Tagen auf Fatu-Hiva holen wir am 06.April 2024 den Anker auf und segeln Richtung Hiva-Oa, um dort “ordentlich“ einzuklarieren.

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